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Kongresszentrum: Senat schließt das ICC mindestens bis 2016

Die Runderneuerung des Kongresszentrums darf 182 Millionen Euro kosten. Das Land revidiert aber den Beschluss für eine Sanierung bei laufendem Betrieb.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Das Internationale Congress Centrum (ICC) wird 2014 für mindestens zwei Jahre geschlossen, um saniert und teilweise umgebaut zu werden. Auch Schadstoffe müssen beseitigt werden. Der Senat beschloss am Dienstag das neue Konzept für die Runderneuerung des Kongressgebäudes. Die Sanierung darf insgesamt 182 Millionen Euro kosten. Das ist der Finanzrahmen, auf den sich der Senat bereits 2008 geeinigt hatte, als eine Sanierung bei laufendem Betrieb geplant war.

Von dieser Idee wurde auf Drängen der landeseigenen Messe GmbH Abstand genommen, weil umfangreiche Bauarbeiten ohne Schließung des Gebäudes „den Kongressbetrieb so erheblich beeinträchtigen würde, dass die Gefahr besteht, dass Berlin wichtige Großveranstaltungen verliert“, sagte Wolf. Außerdem hätte eine Sanierung bei laufendem Betrieb sechs bis sieben Jahre gedauert. Eine Verkürzung der Bauzeit spart dem Vernehmen nach 20 Millionen Euro. Darüber hinaus wird das ICC weniger radikal umgebaut als ursprünglich geplant, um weitere Kosten zu sparen und im Rahmen von 182 Millionen Euro zu bleiben.

„In der Finanzplanung steht diese Summe zur Verfügung, aber nicht mehr“, so Wolf. Bisher war von Gesamtkosten bis zu 260 Millionen Euro die Rede. Deshalb soll beispielsweise das seit langem geschlossene Restaurant nicht saniert werden. Offen bleibt nach Auskunft des Wirtschaftssenators auch, was mit den großen Sälen geschieht. Also ob sie in kleinere Räume geteilt und in welchem Umfang sie modernisiert werden.

Die Wirtschaftsverwaltung wird nun gemeinsam mit der Messe ein neues Raum- und Funktionsprogramm erarbeiten. Dafür ist noch ein bisschen Zeit, denn die Sanierung des ICC wird voraussichtlich 2014 beginnen. Bis Ende 2013 soll am Standort der Deutschlandhalle eine neue „kongresstaugliche“ Messehalle entstehen, die während der Schließung des ICC rund 80 Prozent der Kongressveranstaltungen aufnimmt. Bis Ende 2011 soll die leerstehende und baufällige Deutschlandhalle abgerissen sein.

Die neue Messehalle samt Abriss der Deutschlandhalle wird 71,5 Millionen Euro kosten. Das wird von der Messegesellschaft allein finanziert. Dafür stehen 17,4 Millionen Euro Eigenkapital und 9,1 Millionen Euro EU-Fördermittel zur Verfügung. Die restlichen 45 Millionen Euro werden über ein Darlehen mit Landesgarantie aufgebracht. Die Rückzahlung erfolgt aus den zusätzlichen Einnahmen, die die neue Halle einbringen soll.

Die Grünen kritisieren die Entscheidung des Senats, den Bau der neuen Messehalle zu genehmigen, bevor die geprüften Bauplanungsunterlagen für die Sanierung des ICC vorliegen. Denn erst daraus ergäben sich die Zeitdauer der Bauarbeiten und die genauen Kosten. Auch in der SPD-Fraktion regte sich immer wieder Kritik, weil das Kongresszentrum am Messedamm schätzungsweise zwei Jahre geschlossen wird. Ein Jahr müsse reichen. Nicht nur einige Sozialdemokraten, sondern auch Oppositionspolitiker befürchten, die Messe GmbH wolle die zeitweilige ICC-Schließung nutzen, um das riesige Kongresszentrum auf Dauer loszuwerden.

Der Sprecher der Messe, Michael Hofer, widerspricht: „Auch wir wollen, dass das ICC schnellst möglich saniert und dann wieder geöffnet wird.“ Wirtschaftssenator Wolf sagte, er könne über diese Diskussion „nur den Kopf schütteln“. Was mit dem ICC geschehe, entscheide der Eigentümer, also das Land Berlin, und nicht die Geschäftsführung der Messe. Sollte die Messeleitung eine andere Meinung vertreten, müsse sie eben ausgewechselt werden. Die neue Halle erweitert das Messegelände um 20 000 Quadratmeter Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche. Das hilft, den wachsenden Flächenbedarf großer Messen (Ifa, Innotrans) zu befriedigen.

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