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Der Müll von morgen, unverrottbar.

© imago/imagebroker Jens Christof Niemeyer

Konsum: Einfach mal nichts kaufen und nichts machen

Wir konsumieren zu viel, meint unsere Autorin. Da passt es, dass Fastenzeit ist. Warum wir unseren Konsum freiwillig herunterfahren sollten.

Von Fatina Keilani

Manchmal befällt mich der große Weltschmerz. Ich trage zum Beispiel den Müll raus, lasse die Säcke voller Verpackungen, Biomüll, Restmüll in die entsprechenden Tonnen fallen, und in meinem Kopf schreit eine Stimme: „Nein! Das ist viel zu einfach! Wenn du verantwortlich für deinen Müll wärst, würdest du weniger erzeugen!“ Es quält mich dann regelrecht, wie viel Abfall bei mir und meinen Kindern anfällt, und beim Einkauf wird diese Qual noch schlimmer: Das Überangebot an Lebensmitteln macht mich ganz krank - diese riesigen Fleischregale, das wird doch niemals alles verkauft! Sind die Tiere dann sinnlos gestorben?

Und dann noch der ganze billige Schrott, den man in den vielen Ramschläden und in den Spielzeugabteilungen bekommt. Das wird alles hergestellt auf Kosten der Ressourcen der Erde, und verstopft erst die Läden und dann die Wohnungen, und irgendwann geht man vom Krempel entnervt mit dem blauen Sack durch und schmeißt alles weg. Das Warenangebot von heute ist der Müll von morgen.

Das heutige Kind hat keine Schätze mehr

Zudem habe ich vier Kindergeburtstage im Jahr zu bestreiten. Gerade war der Jüngste dran, er wollte den weißen Porsche von Playmobil und neue Nike Free 5.0-Turnschuhe, dabei hat er bereits zwei „Playmo-Porsches“, in Rot und Blau, dazu eine Unzahl weiterer Fahrzeuge dieses Herstellers.

Im Grunde sollte man einen der vorhandenen Wagen nehmen und verpacken - Shopping im eigenen Kinderzimmer sozusagen, denn seien wir ehrlich: Der ganze Kram fliegt da rum, es ist zu viel von allem da, nichts wird richtig gewürdigt. Das heutige Kind hat keine Schätze mehr. Auch für mich selbst habe ich kürzlich im eigenen Schrank geshoppt und ganz hinten Pullis gefunden, die ich vergessen hatte und die mir jetzt wieder wie neu vorkommen.

Da passt es gut, dass momentan Fastenzeit ist. Einfach mal zur Besinnung kommen. Nicht für irres Geld das Wochenende in Amüsierbetrieben verbringen, sondern zu Hause bleiben, zusammensitzen, einander anschauen, ein Gefühl für sich und die anderen bekommen, erfahren, was die Kinder wirklich beschäftigt.

Denn auch sie sind trotz ihrer Jugend meist nur am Funktionieren, spüren sich kaum noch und betäuben den Rest mit PC- und Handy-Spielen. Ein Elektronik-Fasten wäre da wahrscheinlich das Richtige, würde von den Kindern allerdings als Höchststrafe und nicht etwa als willkommene Gelegenheit zur Einkehr betrachtet. Vielleicht fange ich erst mal mit einem Spieleabend an. Einige Spiele stehen noch von Weihnachten ungeöffnet da. Den weißen Porsche hat der Kleine übrigens nicht bekommen.

Ein Spiel, auf das wir immer wieder zurückkommen, ist „Dixit“. Es ist sehr simpel, dabei assoziativ, und man kommuniziert auf verschiedenen Ebenen. Der Autor ist Kindertherapeut, das überrascht nicht.

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