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Jugendliche besuchen am Donnerstag die Gedenkstätte des früheren KZ Sachsenhausen in Oranienburg.

© dpa/Patrick Pleul

Konzentrationslager: Die letzten Zeugen besuchen den Ort ihrer Qualen

Zum 70. Jahrestag der Befreiung der KZs Sachsenhausen und Ravensbrück kommen Überlebende – und das Interesse an den Gedenkstätten wächst.

Sie sind meistens über 90 Jahre alt und durch vielfach erlittenes Leid gesundheitlich angeschlagen. Dennoch machen sich Frauen und Männer aus den USA, Israel, Russland, der Ukraine, Frankreich, Polen, der Slowakei, Peru und vielen anderen Ländern bald auf den Weg nach Brandenburg, um hier ein ganz besonderes Ereignis mitzuerleben: Zum 70. Mal jährt sich am 21. April die Befreiung der Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg und Ravensbrück in Fürstenberg.

„Etwa 100 Überlebende beider Lager haben wir zu den Feierlichkeiten eingeladen“, kündigte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Professor Günter Morsch, am Donnerstag an. „Aufgrund des Alters wird es vielleicht das letzte Mal sein, dass wir mit den authentischen Zeugen des Terrors, des Mordens und des Quälens ins Gespräch kommen können.“ Deshalb seien die Veranstaltungen zwischen dem 17. und 20. April öffentlich für jedermann zugänglich. Vor allem am „Tag der Begegnung“ am Sonnabend, 18. April, würden zahlreiche Zeitzeugengespräche stattfinden, bevor am Sonntag die offiziellen Veranstaltungen mit Bundes- und Landespolitikern beginnen.

Vergangenes Jahr kamen 600 000 Besucher

„Den ehemaligen Häftlingen ist es ein großes Bedürfnis, die heutigen Gedenkstätten zu besuchen“, so Morsch. Land und Bund unterstützen die Einladungen an die Überlebenden und eine Begleitperson mit zusammen 650 000 Euro, dazu kommen Gelder von Stiftungen.

Um das öffentliche Interesse an diesen Veranstaltungen braucht sich die Stiftung keine Sorgen zu machen. 600 000 Menschen besuchten im vergangenen Jahr das ehemalige KZ Sachsenhausen, 100 000 mehr als 2013. Rund 37 Prozent von ihnen kamen aus dem Ausland. Vor 20 Jahren zählte Sachsenhausen nur 168 000 Gäste. Die Steigerung beruht nach Erkenntnissen der Stiftung auf dem starken Zuwachs im Berlin-Tourismus. „Wir sind aber kein Museum für nur eine Stunde“, sagt Direktor Morsch. „Zusammen mit der beschwerlichen Anreise mit der Bahn und dem Fußweg durch Oranienburg muss man für so einen Ausflug schon sechs bis sieben Stunden einplanen.“ Die Gedenkstätte Ravensbrück hielt mit 150 000 Menschen ihre Besucherzahl konstant.

Jahrelang hatte Morsch die „unzureichende finanzielle Ausstattung“ der 59 Beschäftigte zählenden Gedenkstättenstiftung beklagt. Nun aber freut er sich über ein „Signal der Trendwende“. Denn das Land Brandenburg habe seinen Anteil am rund sechs Millionen Euro großen Etat um 80 000 Euro aufgestockt. Jetzt müsse nur noch der Bund nachziehen, um die hohen Ansprüche an die Stiftungsarbeit auch weiterhin erfüllen zu können. Dazu tragen nicht zuletzt weitere Ausstellungen in Sachsenhausen und Ravensbrück bei.

Veranstaltungen zum Thema:

IN SACHSENHAUSEN

Ab 25. März: Ausstellung „Exzess- und Direkttäter“ über die SS in der KZ-Kommandantur im „Turm A“ des Lagers.

Ab 19. April: Eröffnung des Gedenkorts „Klinkerwerk“ am Oder-Havel-Kanal.

Im Herbst: Ausstellung „Das schönste Konzentrationslager Deutschlands“ über den SS-Lagerarchitekten Bernhard Kuiper.

IN RAVENSBRÜCK
Ab 18. April: Ausstellungen „Frauen von Morgen“ über französische Häftlinge und „Der lange Weg ins Leben“ über die Rückkehr von Häftlingen in ihre Heimat.

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