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Berlin: Kopfarbeit

Ein Porträt Helmut Kohls komplettiert die Galerie der Regierungschefs im Kanzleramt. Albrecht Gehse hat das Bild gemalt

Nun kommt Helmut Kohl doch noch in das von ihm stark inspirierte Kanzleramt am Spreebogen – aber als Gemälde und in Öl. Das Porträt des Ex-Kanzlers fehlte bislang in der Kanzlergalerie, die im Amtssitz Gerhard Schröders fünf Regierungschefs vereint: Konrad Adenauer (1949 - 1963), Ludwig Erhard (1963 - 1966), Kurt-Georg Kiesinger (1966 - 1969), Willy Brandt (1969 - 1974) und Helmut Schmidt, der von 1974 bis 1982 im Kanzleramt saß. Danach kam Helmut Kohl (bis 1998). Fünf Jahre später, gestern abend, präsentierte Peter-Klaus Schuster als Generaldirektor der Staatlichen Museen in der Neuen Nationalgalerie den sechsten Kanzler im Format 130 mal 110, ein Sitzporträt Helmut Kohls – der Ex-Kanzler in zeitloser Darstellung, kein Abbild mächtiger Präsenz, kein Rentner, eher ein Grübler mit erwartungsvollem Blick. Etwa acht Monate lang dauerte die „Produktion“ mit zehn Sitzungen bei dem Maler Albrecht Gehse, der zu den vielen Künstlern gehörte, die Dr. Kohl porträtieren wollten. Der Ex-Kanzler war ziemlich ratlos, bat Freunde um sachdienliche Hinweise; sein früherer Kanzleramtsminister Anton Pfeiffer empfahl ihm den Künstler, der in der DDR zur „Leipziger Schule“ gehörte. Dann trafen sich die beiden, und Helmut Kohl fand: „Die Chemie zwischen uns stimmt.“ Auch Helmut Schmidt hatte sich mit Bernhard Heisig einen DDR-Maler für sein Porträt ausgesucht. Vielleicht ist es kurios, dass Kohls Porträtist ein Meisterschüler von Heisig ist. Als dieser Gehse einmal fragte, was ihn in der Malerei am meisten interessiere, soll der geantwortet haben: „Natürlich Köppe.“ Mit dem Kopp eines pfiffigen grauhaarigen, Zigarette rauchenden Kohlenmanns wurde Gehse 1981 in der DDR bekannt, in seiner expressiv-realistischen Malweise entstanden viele Porträts. Der 48-jährige Künstler stammt aus Sachsen, lebt seit 1991 in Berlin. Er malte Kohl im blauen Anzug, mit verschränkten Händen und der Andeutung des Brandenburger Tors im Hintergrund – mit einem Drachentöter anstelle der Quadriga. Helmut Kohl, von den Rednern Peter-Klaus Schuster, Christoph Tannert und Christoph Stölzl als Denkmal gepriesen, kaufte das Bild, um es dem Bundeskanzleramt als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. „Ich weiß nicht, ob es mir gefällt“, sagte Kohl, „es wirft Fragen auf, und ich entdecke Züge, die ich so nicht kannte.“ Aber der Maler sei „ein toller Mann: Wir hatten viel Spaß.“

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