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Berlin: Kopfgeld für Farbschmierer: Graffitischmierer und Vandalen den Kampf angesagt

Das gelbe Plakat gleicht einem Steckbrief. Statt einem Fahndungsfoto befindet sich über der Schlagzeile "Belohnung!

Das gelbe Plakat gleicht einem Steckbrief. Statt einem Fahndungsfoto befindet sich über der Schlagzeile "Belohnung!" das Bezirkswappen. Spandaus Bürgermeister Konrad Birkholz (CDU) hat Rowdies, die öffentliche Gebäude durch Graffiti oder Vandalismus beschädigen, den Kampf angesagt. Er will die Spandauer mit finanziellem Anreiz dazu ermuntern, erkannte Täter anzuzeigen. Für entsprechende Hinweise locken bis zu 1100 Mark Fangprämie. Bei seinen Kollegen in anderen Berliner Bezirken stößt das Spandauer Modell allerdings auf wenig Gegenliebe.

"Beschädigungen öffentlicher Einrichtungen haben Umfänge erreicht, die von uns finanziell nicht mehr auszugleichen sind", sagt Birkholz. Die Palette reicht von Schmierereien über zertrümmerte Wasch- und Toilettenbecken bis hin zu eingetretenen oder angekokelten Türen. Allein 50 000 Mark hat die Graffiti-Entfernung an einem Teil der Rathaus-Fassade gekostet. Da es um Steuergelder geht, setzt man jetzt auf die Unterstützung der Bevölkerung. Jugendlichen legale Sprühflächen anzubieten, macht dagegen nach Ansicht von Birkholz keinen Sinn. Der Reiz für die Sprayer bestehe darin, "genau neben diesen Stellen zu arbeiten".

Die BVG dient Birkholz als Vorbild. 100 Mark gibt es in Spandau für Hinweise, die zur Ergreifung eines Täters führen. Bis zu 1000 Mark Zusatzprämie locken je nach Schadenshöhe, wenn es zu einer rechtskräftigen Verurteilung kommt. Denn dann kann der Bezirk die Reparaturkosten zivilrechtlich beim Verursacher einklagen. So ist es einem Heranwachsenden ergangen, der bei einer Schülerdemonstration vor dem Rathaus als Eierwerfer ertappt und stellvertretend für alle Beteiligten zur Kasse gebeten wurde.

Aus welchem Etat die Belohnung finanziert wird, will Birkholz nicht verraten. "Es gibt keinen Haushaltstitel Ergreifung von Tätern". Aber "das Geld ist da, das haben wir uns zusammengeplant". Um die "Steckbriefe" selbst vor Beschädigung zu schützen, hat der Bürgermeister sie "trickreich" auch als von innen an Scheiben zu befestigende Aufkleber herstellen lassen. Das dies mögliche Randalierer auch als Herausforderung empfinden können, ist für ihn "die Bananenschale der Aktion". Für Hinweise steht neben der Polizei und dem Bürgeramt im Rathaus auch das Spandauer Bürgertelefon (33 03 27 27) zur Verfügung.

In anderen Bezirken gibt man sich gegenüber der Spandauer Initiative eher zurückhaltend. "Wir lassen Schmierereien so schnell wie möglich entfernen damit man sieht: Es lohnt sich nicht", sagt Charlottenburgs Bürgermeisterin Monika Wissel (SPD). "Die Täter zu erwischen ist Aufgabe der Polizei". Da die Graffiti-Sprayer überwiegend nachts unterwegs sind, hält Reinickendorfs Baustadtrat Michael Wegner (CDU) die Aussicht, Täter durch Bürgerhinweise zu ermitteln, für gering. Neben der schnellen Beseitigung von Schmierereien und der Oberflächenversiegelung von Fassaden setze der Bezirk auf die Aufklärung der Jugendlichen über die Folgekosten.

Hohenschönhausens Bürgermeisterin Bärbel Grygier (parteilos, für PDS) sieht in der Bekämpfung von Vandalismus eine "Bürgerpflicht", lehnt aber eine "Belohnung für Denunziation" wegen der damit verbundenen Missbrauchsgefahr ab. In ihrem Bezirk wurden Flächen für jugendliche Graffiti-Fans freigegeben. Das gilt auch für Schöneberg. "Eine Belohnung auszusetzen, halte ich für überzogen, sinnvoller ist es, Überzeugungsarbeit zu leisten", sagt dort Bürgermeisterin Elisabeth Ziemer (Bündnis 90 / Grüne). Für Zehlendorf stellt sich die Diskussion nicht. Schmierereien und Vandalismus seien "kein so akutes Problem", so Jugendstadtrat Klaus-Peter Laschinsky (SPD).

Rainer W. During

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