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Berlin: Kopftuch kokett

Manche Mädchen bedecken ihr Haar ganz modisch

Man muss sie einfach ansehen: süße zwanzig, bildhübsch. Und sie trägt Kopftuch. Jeden Tag ein anderes, jeden Tag anders gebunden. Mal zum Turban geschlungen, mal einfach um den Kopf gezwirbelt, selten traditionell nach vorne gebunden. Weshalb trägt Elif ihr Kopftuch kokett? Ein Kleidungsstück, das nach muslimischer Tradition Haar und Hals der Frau verhüllen soll, um sie vor begehrlichen Blicken zu schützen. Elif, Schülerin aus der 13. Klasse des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Wedding, sagt: „So gefällt es mir einfach besser. Außerdem trage ich gerne Ohrringe.“

Einen Grund, nicht wie alle anderen aussehen zu wollen, finden die jungen Mädchen alle. Auch die 16-jährige Fadime aus Kreuzberg. „Gerade im Sommer ist es so viel angenehmer“, sagt sie. Ayse aus Spandau, 19 Jahre alt, findet, wer sein Kopftuch modisch wickelt, hat Vorteile: Man wird weniger angestarrt als mit traditionell gebundenem Tuch, die Deutschen sprechen normal mit einem. „Im Laden nennt man mir einen Preis und zeigt ihn nicht mit den Fingern.“ Die Kehrseite sieht so aus: „Ich habe durchaus ein schlechtes Gewissen, wenn ich mein Kopftuch nach hinten binde“, sagt Elif. Ayse gibt zu: „Man ist sich doch jedes Mal bewusst, dass man eigentlich auch den Hals bedecken sollte.“ Das Kopftuch verliert seine Bedeutung und wird zum Schmuck. „Es macht auch keinen Sinn, wenn ein Mädchen Kopftuch trägt, aber einen Rock anhat, dessen Schlitz bis zu den Oberschenkeln geht“, sagt Elif. Denn Kopftuch zu tragen, heißt auch, sich angemessen zu kleiden und sich entsprechend zu verhalten. „Manchmal stört mich, dass ich mit dem Kopftuch die Muslime repräsentiere. Menschen, die keine Ahnung vom Islam haben, verstehen das leicht falsch.“ Elif will nicht als religiöse Fanatikerin gelten. Sie ist eine ganz normale junge Frau – nur eben mit Kopftuch.

Emel Algan, gläubige Muslimin und Vorsitzende des islamischen Frauenvereins, hat Alternativen zum traditionellen Kopftuch entworfen, die trotzdem Haar und Hals bedecken. Ihre Kreationen kann man kaufen bei Susanne Gäbel, „Salon Hüte & Accessoires“, Bleibtreustraße 40, und Doreen Persche, „Kleemann Hüte“, Schönhauser Allee 131.

Sarah Tolba

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