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Berlin: KPM-Inhaber Jörg Woltmann

Da gehen wir zusammen durch die weihnachtlich geschmückte, eindrucksvolle, alte Ofenhalle, vorbei an den schönsten Vasen, Leuchtern und Tafelgeschirren, alles ganz neu aufgetischt. Es muss ein wundervolles Gefühl für einen Banker sein, wenn er statt mit schnödem seelenlosen Geld plötzlich im reiferen Alter mit feinem Porzellan und dem traditionsreichen blauen Zeichen KPM handelt.

Da gehen wir zusammen durch die weihnachtlich geschmückte, eindrucksvolle, alte Ofenhalle, vorbei an den schönsten Vasen, Leuchtern und Tafelgeschirren, alles ganz neu aufgetischt.

Es muss ein wundervolles Gefühl für einen Banker sein, wenn er statt mit schnödem seelenlosen Geld plötzlich im reiferen Alter mit feinem Porzellan und dem traditionsreichen blauen Zeichen KPM handelt. Das war dem erfolgreichen Ur-Berliner Jörg Woltmann, kurz nach Kriegsende an einem Ostersonntag in Moabit geboren, als Lehrling bei der Lampe-Bank noch nicht klar. Seine Mutter, zu der er „eine dolle Beziehung hat“, war zwar Fabrikantin und Händlerin in der Damenoberbekleidungs-Branche in Lichterfelde. Der Sohn, „immer sehr zielstrebig“, hat sich sein BWL-Studium dennoch ebenso selbst verdient wie das Geld für seine Leidenschaft: alte Autos. Davon besitzt er heute einige.

Nach dem Studium machte er sich als Kompagnon mit seinem väterlichen Freund Dr. Stange als Unternehmens- und Finanzberater selbstständig. Das war 1974. Sechs Jahre später reichte das Verdiente, um eine eigene Bank zu gründen: Die Allgemeine Beamtenkasse Kreditbank GmbH in der Invalidenstraße. Die angepeilten Kunden: öffentlich Bedienstete. Das war offenbar ein guter Zug. 100 000 Kunden, eine Milliarde Euro Bilanzsumme und 85 Mitarbeiter zeugen heute davon.

Seine erste Erfahrung mit Sanierungen sammelte er bei einer Brauerei in Thüringen, sein Beitrag zur „Ostsanierung“ – und sie gelang. Der September 2004 war der Start in sein Porzellan-Abenteuer. Erst nur als Finanzier des Prinzen von Preußen, der sich als Retter der langen Tradition seiner Ahnen bei KPM zu den Fahnen gerufen fühlte. Aber dieses von einem jahrzehntelangen Missmanagement und hektischen Geschäftsführerwechseln gebeutelte Unternehmen überforderte den Prinzen. Das war der Zeitpunkt für Woltmann, zu einem wahren Unternehmer und „Retter des einmaligen Kulturgutes, der KPM“ zu werden.

Das Sanierungskonzept der Wirtschaftsprüfer überzeugte ihn, mit eigenen 13,5 Millionen Euro einzusteigen. Am 27.2.2006 hat er das Unternehmen übernommen. Ein Kredit von fünf Millionen war durch die Verpfändung der Markenrechte gesichert und auch die Grundstücke konnte er erwerben, „damit alles zusammenbleibt“. Nun liegt ein steiniger Weg vor ihm, „eine harte Nummer“, wie er sagt, aber er ist fest überzeugt, es zu schaffen. „Nur die Philharmoniker und KPM sind weltweit akzeptiert.“

Berlin, schwärmt der geschmackvoll gekleidete Herr, der mit seinem Einstecktuch und der Kragenspange den Bankier nicht verleugnen kann, sei überhaupt „die Stadt“. Ich bin sterblich, sagt er, diese Stadt nicht. Mit 70 Jahren will er noch dabei sein. Als Nachfolger denkt er nicht an seine Tochter, die Mode und Design studiert, sondern eher an eine auch unsterbliche Stiftung.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Jörg Woltmann (59),

ist Betriebswirt, Bankkaufmann und seit Februar 2006 Alleingesellschafter der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH. Er ist auch Mitglied im Berliner Lions Club

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