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Berlin: Krach Unter den Linden

Für Bezirksbürgermeister Zeller (CDU) sind die Umbau-Pläne der reinste Luxus. Senator Strieder (SPD) hält dagegen

Edel, großzügig und schön anzusehen: Für den Berliner Stadtplaner Hildebrand Machleidt gehören diese Attribute zum Boulevard Unter den Linden. Machleidt unterstützt die Umbaupläne, die Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) in der vergangenen Woche vorgestellt hatte. „Unter den Linden gehört zu den kostbarsten historischen Straßen Berlins.“ Doch Strieders Pläne stoßen nicht auf ungeteilte Zustimmung: Mittes Bürgermeister Joachim Zeller (CDU) zum Beispiel findet das Vorhaben völlig „sinnlos“. Für eine Verschönerung gebe es angesichts der Haushaltssituation des Landes keinen „Handlungsbedarf“. Breitere Gehwege, neu zu pflanzende Linden oder eine veränderte Straßenführung sind für Zeller pure „Luxusprojekte“.

Strieder will in einem ersten Schritt im Bereich vom Pariser Platz bis zur Wilhelmstraße die Gehwege verbreitern und SchmuckPflastersteine anlegen lassen. Bis zum Reiterstandbild von Friedrich II. sollen die Wege um 2,85 Meter verbreitert werden. Die Linden entlang der Bürgersteige werden umgepflanzt oder ersetzt. Unverändert bleibt die Mittelpromenade. Bis 2006 soll der Boulevard in neuem Glanz erstrahlen. Der geplante Umbau soll 12,7 Millionen Euro kosten. Im Rahmen der Entwicklungsmaßnahme „Hauptstadt und Regierungsviertel“ übernimmt der Bund davon zwei Drittel der Kosten, Berlin trägt noch rund vier Millionen Euro allein.

Die Kostenfrage ist es vor allem, die Joachim Zeller so erzürnt: Mit vier Millionen Euro könne man so viele andere Straßen sanieren, die es nötiger hätten als der Boulevard Unter den Linden: Taubenstraße, Mauerstraße oder Abschnitte der Jägerstraße gehörten ebenso wie Unter den Linden zu der zwischen Berlin und Bund vertraglich geregelten Erschließungsmaßnahme „Hauptstadt und Regierungsviertel“.

Peter Strieder und auch Jutta Matuschek, verkehrspolitische Sprecherin der PDS, lassen das Argument der Kosten nicht gelten. Der Bezirk Mitte habe ohnehin sehr wenig „Verständnis für touristische Bedürfnisse“, kontert Strieder gegen Zeller. „Gerade eine arme Stadt wie Berlin muss es sich leisten, eine gute Infrastruktur anzulegen.“

Wenn Berlin nicht mehr in seine eigene Zukunft investiert, dann könne man das auch nicht mehr von Investoren erwarten, so Strieder. Stadtplaner Machleidt geht noch einen Schritt weiter. Berlin würde sein „Rückgrat“ verlieren, wenn das Land den Boulevard nicht weiter gestalten wird. Machleidt lässt Kostengründe nicht gelten: „Das Land muss alles tun, damit Unter den Linden noch schöner wird.“ Mit seiner Prachtstraße zeige Berlin seine große Geschichte. „Wenn es eine Straße gibt, die das Alte Berlin kennzeichnet, dann ist es diese.“ sib

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