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Der Krankenstand in den Jobcentern in Berlin ist hoch. Die Opposition fordert mehr Personal.

© dpa

Krankenstand der Jobcenter in Berlin: Das ist nicht gesund

Wieso sind so viele Mitarbeiter der Jobcenter krank? Die Belastung ist weit höher als bei den Arbeitsagenturen. Die Opposition will jetzt etwas tun.

In Berlin sind ja sowieso mehr Arbeitnehmer krank als anderswo in Deutschland: In der Hauptstadt liegt der Krankenstand insgesamt 22,2 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. So geht es aus dem Jahresbericht der Betriebskrankenkassen hervor. Im Schnitt sind Arbeitnehmer über alle Berufe hinweg neun Tage pro Jahr krank, wie das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung ermittelt hat. Nur eben in Berlin viel häufiger und dort insbesondere die Mitarbeiter der Jobcenter: Wie berichtet fehlen sie durchschnittlich 44 Tage im Jahr. Das hat einfache Gründe, sagen Politik und Gewerkschafter. Grüne und Linkspartei fordern den Senat nun auf, endlich zu handeln.

Die Mitarbeiter in den Jobcentern in Berlin müssen entlastet werden

„Wir müssen dringen die Verfahrensabläufe in den Jobcentern ändern“, sagte die arbeitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Elke Breitenbach. Die Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) hatte bereits im April in einer Studie bemängelt, dass ein gesamtstädtisches Konzept fehle und intransparente Abläufe und Zuständigkeiten bemängelt. Reformen in diesem Bereich müssten nun schnell umgesetzt werden, um die Jobcenter-Mitarbeiter zu entlasten, sagte Breitenbach. „Außerdem bekommt es der Senat nicht hin, genügend Leute einzustellen.“ Im kommenden Haushaltsjahr sei die Besetzung der 200 offenen bezirklichen Stellen nicht verankert. „Da fehlt so viel Personal, das selbst gesetzliche Ansprüche nicht fristgerecht bearbeitet werden können“, sagte Breitenbach. Durch Kooperationen, etwa mit externen Schuldnerberatungen, könnten die Mitarbeiter entlastet werden.

Unterkunft, psychosoziale Beratung - für all das sind die Jobcenter zuständig

Auch die Grünen-Arbeitsmarktpolitikerin Sabine Bangert wundert sich nicht über den hohen Krankenstand. „Dass da die Motivation schlecht ist, ist glaube ich normal.“, sagte sie. „Statt mehr Personal einzustellen, werden den Mitarbeitern immer mehr Fälle vorgesetzt.“ Die Arbeitsbedingungen seien schwierig, gerade auf kommunaler Ebene sei die Arbeitsbelastung sehr hoch. In den Jobcentern, die von Bezirken und Arbeitsagenturen getragen werden, ist die Kommune für Kosten der Unterkunft zuständig sowie sozial-integrative Leistungen wie Schuldnerberatung, psychosoziale Betreuung und die Suchtberatung. Das sei sehr viel anstrengender, als die Leistung der Mitarbeiter der Bundesagentur, die für Zahlung von Arbeitslosengeld II sowie die Wiedereingliederung in Arbeitsmarkt zuständig sind.

Weder für die Beschäftigten, noch für die Arbeitsuchenden wurde etwas getan

Damit lassen sich unter anderem die unterschiedlich hohen Krankenstände von Jobcenter-Mitarbeitern im kommunalen Bereich und solchen von der Bundesagentur erklären. Bei zweiteren ist der Krankenstand nämlich bedeutend niedriger. Claudia Thiede, Sozial-Expertin bei Verdi bringt aber auch Frustration als möglichen Grund ins Spiel: „Die Beschäftigten fühlen sich heimatlos. Sie sind zwar nicht mehr wirklich im Bezirksamt, aber auch nicht im Jobcenter angekommen.“, sagte sie. Das Jobcenter gelte als unattraktiv. „Wer einmal im Jobcenter gelandet ist, kommt da nicht mehr so einfach weg“, sagte Thiede. Dass bei den Beschäftigten der Bundesagentur der Krankenstand im Vergleich niedriger sei, habe aber ganz andere Gründe: „Von der Kommune werden häufiger Beamte ins Jobcenter abgeordnet als von Agenturseite. Deren Arbeitsplätze sind sicher. In der Agentur für Arbeit gibt es hingegen häufig nur befristete Verträge, was dazu führt, dass Beschäftigte sich im Zweifel auch mit 40 Grad Fieber noch auf die Arbeit schleppen“, meint Thiede.

„Wir müssen schnell handeln“, meint auch Breitenbach. „Bisher wurde weder für die Beschäftigten, noch für die Arbeitsuchenden etwas erreicht.“ Dafür bedarf es einer Absprache der Senatsverwaltungen für Arbeit und jener für Soziales. Die dauert noch an.

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