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Stichhaltig. In Brandenburger Mücken wurden Larven des Hundehautwurms gefunden.

© Uwe Anspach/dpa

Krankheitserreger entdeckt: Mückenstiche mit Nebenwirkungen

In Mücken wurde ein Parasit nachgewiesen, der auch Menschen gefährlich werden kann. Brandenburgs oberster Naturschützer rechnet mit weiteren Überraschungen.

Die märkischen Mücken stecken voller Überraschungen: Wissenschaftler des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts (BNI) für Tropenmedizin haben in drei Brandenburger Stechmückenarten einen hier neuen Krankheitserreger entdeckt: Hundehautwürmer – oder, genauer gesagt, deren Larven. Theoretisch könne der Parasit vom Insekt auf den Menschen übertragen werden und eine Hirnhautentzündung auslösen. Praktisch sei aus Deutschland aber bisher keine Infektion bekannt.

Die Infektionen wurden nach Angaben des BNI bisher vor allem aus wärmeren Gefilden gemeldet, aber zuletzt auch aus Österreich, Polen und Tschechien. Der Erreger sei vermutlich über infizierte Hunde aus Südeuropa eingeschleppt worden – und kann hier möglicherweise wegen des insgesamt wärmeren Sommerwetters neuerdings geschlechtsreife Würmer bilden. Das scheiterte bisher daran, dass ein Mückenleben mit knapp 30 Tagen bei kühleren Temperaturen schlicht zu kurz ist, um die Larve zum Wurm werden zu lassen.

Sirrende Landschaften. Die Mücken finden wegen nach dem Hochwasser derzeit ideale Bedingungen zur Vermehrung.
Sirrende Landschaften. Die Mücken finden wegen nach dem Hochwasser derzeit ideale Bedingungen zur Vermehrung.

© picture alliance / dpa

Dass die Parasiten in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gefunden wurden, gilt den Wissenschaftlern als Indiz für eine stabile Übertragung. Um die Ausbreitung zu stoppen, müssten möglichst viele infizierte Hunde behandelt werden. Die können den Parasiten jahrelang in sich tragen – und zeigen oft keine Symptome.

Matthias Freude, Präsident des Brandenburger Landesumweltamtes, ist von der Nachricht eher fasziniert als alarmiert. Denn die Diagnose ist der aufwendigen Untersuchung von rund 75 000 Stechmücken aus neun Bundesländern zu verdanken. Vorerst könne weiter gelten, dass Mückenstiche zwar lästig seien, aber ungefährlich.

Die Ausbreitung derartiger Krankheiten beginnt laut Freude oft mit einem Zufall – etwa wenn Asien-Rückkehrer gestochen werden und ein Erreger in der Mücke überlebt. „Mit dem Klimawandel werden wir noch große Überraschungen erleben“, prophezeit der Professor. Beispielsweise seien die Malaria-Mücken bereits hier heimisch, nicht aber der Erreger der Krankheit. „Wir sind ganz nahe dran, dass das klappt“, sagt Freude. In einer Wärmeinsel wie der Großstadt Berlin werde das Temperaturminimum noch leichter erreicht als im Umland.

Die aktuelle Mückenplage resultiert laut Freude aus dem Regen des Frühsommers, der ja nicht nur in den Hochwassergebieten gefallen sei. Die Insekten hätten keinen großen Aktionsradius. Als Brutstätte reiche eine Minipfütze, etwa unterm Blumentopf oder in der Dachrinne. Perfekt gedeihen die Larven in Regentonnen, wo – im Gegensatz zum Teich – kein Fisch sie frisst. Wenn es weiter trocken und nicht allzu warm bleibt, dürfte das Gesumm bald wieder etwas nachlassen.

Anders als oft behauptet würden die Mückenweibchen – und nur die stechen – nicht von Lichtquellen angelockt, sondern von menschlichen Gerüchen, der Wärme der Haut und ausgeatmetem Kohlendioxid, sagt Freude. Er selbst setze tagsüber auf Autan & Co.; für die Nächte habe er neuerdings ein Moskitonetz: „Kostet nicht viel, hilft wirklich und gibt ein ganz besonderes Schlafgefühl.“

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