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Berlin: Kreisel droht doch Abriss

Land und Miteigentümer denken darüber nach Erst einmal wird aber mit Kunstinvestor verhandelt

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Abriss des Steglitzer Kreisels ist nicht vom Tisch. Da sind sich die Eigentümer, das Land Berlin und der Immobilienkonzern Becker & Kries einig. „Wenn es für das Hochhaus kein Konzept gibt, das langfristig trägt und mit unserer Geschäftsidee vereinbar ist, bleibt dies eine veritable Option“, sagte der Geschäftsführer des Unternehmens, Christian Kube, dem Tagesspiegel. „Einen wirtschaftlich schwachen Partner wollen wir nicht.“

Auch der Referatsleiter in der Finanzverwaltung, Hauke Roth, sieht im kompletten Abriss des Hochhauses eine „Variante, die noch infrage kommen könnte“. Wenn sich der Kreisel nicht neu beleben lasse, „dann lieber weg mit ihm“, sagte er auf einer Veranstaltung der Grünen am Montagabend in Steglitz-Zehlendorf. Zunächst gibt es aber Gespräche mit dem einzigen Kaufinteressenten, der nach vielen Vermarktungsversuchen übrig blieb: Die Meridian-Stiftung will den Kreisel für 45 Millionen Euro sanieren und zu einem „Kultur-Kraftwerk“ umbauen.

Am 8. Juli treffen sich Vertreter der Stiftung, der Finanzverwaltung und von Becker & Kries, um die Lage zu sondieren. Mit dem Investor werde „sehr ernsthaft“ verhandelt, versicherte Roth. Aber es müsse nun geklärt werden, ob der Miteigentümer des Kreisels „den Weg überhaupt mitgehen will“. Auf der Grünen-Veranstaltung wurden Zweifel geäußert, ob die kleine Meridian-Stiftung ein solches Großprojekt überhaupt stemmen könne. Was sei deren Motiv, mit Eigenkapital und Spenden ausgerechnet den Steglitzer Kreisel aufpäppeln zu wollen? Der Architekt Gert Eckel, der das Vorhaben für die Stiftung managt, sprach von einem „altruistischen Bürgerbeteiligungsmodell“. Es gebe nun mal Menschen, denen das Wohl der Stadt am Herzen läge. Das wäre zu schön, um wahr zu sein, frotzelte Alexander Stolle, der Marketingchef des Hotels Steglitz-International im Sockelgebäude des Kreisels.

Harald Bodenschatz, Professor für Planungs- und Architektursoziologie an der Technischen Universität, hält den Kreisel für überflüssig. „Er ist ein Produkt des West-Berliner Subventionskapitalismus, das an diesem Standort und in dieser Form keine vernünftige Nachfrage erzeugen kann“, sagte er auf der Veranstaltung. „Und es ist das einzige Großprojekt in Berlin, das einen kompletten Dorfkern ausgelöscht hat.“ Bodenschatz plädierte dafür, die städtebaulich verkorkste Umgebung des Kreisels zu re-urbanisieren und das Hochhaus „zu kappen“. Doch erst einmal werden Asbest und andere Schadstoffe beseitigt. Das dauert drei Jahre und kostet etwa 30 Millionen Euro. Der anschließende Umbau zu einem Bürogebäude wäre unrentabel. Ein Hotel gibt es schon im Sockelbau. Der Abriss würde wenige Millionen Euro kosten, sagen Experten. Ulrich Zawatka-Gerlach

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