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Alexej Nawalny, Oppositionsführer aus Russland, Ende Februar 2020.

© dpaFoto: Pavel Golovkin/AP/dpa

Update

Kreml-Kritiker in der Charité Berlin: Nawalny spricht wieder – LKA verstärkt Sicherheitsmaßnahmen

Die Unterstützer von Alexei Nawalny wollen die Klinikkosten übernehmen. Das Landeskriminalamt geht von erhöhter Gefahr für den russischen Oppositionellen aus.

Berlins derzeit wohl bekanntester Patient kann sich wieder verständigen – nachdem Alexei Nawalny vor einigen Tagen aus dem künstlichen Koma geholt wurde, spricht er mit Angehörigen, die ihn in der Charité besuchen.

Doch auch weil sich der Zustand des Kreml-Kritikers bessert, fürchten Beamte um dessen Sicherheit. Das Berliner Landeskriminalamt (LKA) soll die Schutzmaßnahmen um Alexei Nawalny erhöht haben. Das berichtet der „Spiegel“ nach gemeinsamen Recherchen mit „Bellingcat“.

Demnach sei die Zahl der eingesetzten LKA-Beamten sowie die Kontrolldichte um die Station der Charité, auf der Russlands bekanntester Oppositioneller liegt, erhöht worden. In dem Bericht heißt es, die Maßnahme sei eine Reaktion auf Nawalnys sich bessernden Gesundheitszustand. So könnte sich der Politiker vermutlich an Details vor seinem Zusammenbruch erinnern.

Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch zeigte sich am Donnerstag erstaunt über die „Spiegel“-Veröffentlichung.

„Darüber, dass er das Bewusstsein wiedererlangt hat und auf seine Umgebung reagiert, haben wir schon am Montag berichtet. Ansonsten ist der Artikel stark übertrieben und enthält viele faktische Ungenauigkeiten“, schrieb Jarmysch auf Twitter. Mit konkreten Beispielen belegte sie ihre Vorwürfe nicht.

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Wie berichtet war Nawalny am 20. August auf einem Flug in Russland bewusstlos geworden. Nach einer Notlandung im sibirischen Omsk und zwei Tagen diplomatischen Kräftemessens setzten sich die Angehörigen des Oppositionspolitikers durch: Nalwany wurde nach Berlin geflogen, um an der landeseigenen Universitätsklinik versorgt zu werden.

Der Verdacht des Westens richtet sich gegen den Kreml

Die Ärzte an der Charité stellten mithilfe eines Bundeswehrlabors fest, dass Nawalny durch ein Nowitschok-Gift verletzt wurde. Die Bundesregierung erklärte, sie sehe es als erwiesen an, dass Nawalny mit dem militärischen Nervenkampfstoff vergiftet wurde.

Unterstützer Nawalnys beschuldigen die Regierung in Moskau – die bestreitet dagegen, in den Fall verwickelt zu sein. US-Außenminister Mike Pompeo hat es als wahrscheinlich bezeichnet, dass ein Giftanschlag auf Nawalny von hoher Stelle in Moskau angeordnet wurde. „Jede direkte oder indirekte Andeutung einer Verwicklung russischer Regierungsvertreter“ sei inakzeptabel, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, der schon zu Wochenbeginn von „absurden Versuchen“ sprach.

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Offenbar schließt das LKA nicht aus, dass es auch in Berlin weitere Attentatsversuche auf Nawalny geben könnte. Berlins Polizeipräsidium äußert sich nicht zu individuellen Sicherheitsvorkehrungen. Auch der Charité-Vorstand gibt dazu keine Auskunft.

Nawalnys Unterstützer wollen Charité-Behandlung bezahlen

Nach Tagesspiegel-Informationen haben Unterstützer Nawalnys schriftlich versichert, die Behandlung an der Charité selbst zu zahlen. Aus Klinikkreisen heißt es, die Versorgung ausländischer Funktionäre werde ohnehin meist von deren Organisationen bezahlt. An Berlins Hochschulklinik haben sich regelmäßig sowohl Dissidenten als auch Regierende behandeln lassen. Patienten kamen beispielsweise aus Russland, der Ukraine, Libyen und dem Irak – unter ihnen bedeutende Politiker wie der kurdische Reformer und irakische Ex-Präsident Dschalal Talabani. Er hatte sich immer wieder im Berliner Exil aufgehalten und starb 83-jährig in der Charité.

Die Familie Nawalnys, der als bekanntester Gegner von Kreml-Chef Wladimir Putin gilt, kennt auch die Geschichte des russisch-kanadischen Aktivisten Pjotr Wersilow. Der war erst 2018 ebenfalls an der Charité behandelt worden. Wie berichtet wird intern davon ausgegangen, dass Nawalny noch drei Wochen in der Klinik bleibt. Auf welcher Station sich Berlins derzeit bekanntester Patient befindet, ist auch vielen Charité-Mitarbeitern nicht bekannt.

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