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Die Unternehmer Fritz und Alke Naumann leiten die Firma Hruby in dritter Generation.

© Kitty Kleist-Heinrich

Kreuzberger Traditionsfirma: Hruby feiert 100-jähriges Bestehen

Mit Reklame für Kutschen und Autos fing einst alles an. Jetzt feiert die Kreuzberger Traditionsfirma Hruby ihr 100-jähriges Bestehen.

Am Eingang in der Köpenicker Straße nehmen sie die Besucher in Empfang: Leuchtbuchstaben. Rote vor dem Eingang, und am Gebäude hängt der Firmenname „Hruby“ in blau. Dahinter stehen 100 Jahre Geschichte. Seit 1919 beschriftet das Kreuzberger Unternehmen Fahrzeuge, stellt Leuchtbuchstaben und Schilder her, seit neuestem auch 3-D-Objekte.

Die „Gebrüder Hruby“, namentlich Karl und Zdenko Hruby, gründeten die Fabrik ein wenig westwärts vom heutigen Standort entfernt, in der Gitschiner Straße 15. Mit der Beschriftung von Kutschen und Autos, der Herstellung elektrischer Leuchtreklame und emaillierten Reklameschilder sprangen sie auf den Zug der Zeit auf: In den 20er Jahren erblühte die Werbe- und Lichtmetropole. 1928 fand in Berlin die „Lichtwoche“ und 1929 der Weltreklamekongress statt.

Zu Anfang wurden die Fahrzeuge noch handbemalt

Heute hängt im Büro von Fritz und Alke Naumann ein Schild, das an diesen Anfang erinnert: „Firmenschilder in jeder Ausführung. Karl Hruby, moderne Reklame“ steht da in dunkelbrauner Schrift, umrandet von einem in Gold geführten Strich. Seit neun Jahren leiten die Naumanns in der dritten Generation das Unternehmen.

„Ein Hauptgeschäft waren die Fahrzeuge“, sagt Fritz Naumann und zeigt in einem Jubiläumsbuch Transporter mit Reklame für „Roha-Salz“ oder „Kaffee- Reichelt“. Zu Anfang der Hruby-Ära wurden die Fahrzeuge noch handbemalt. Eine Stütze für die Hand, ein sogenannter Malstock, verhinderte dabei Patzer auf der frischen Farbe.

Die 70er brachten dann das Schablonenverfahren. „Da wurde das Schild oder das Auto erst mit Glycerin eingestrichen, bevor eine Bleifolie draufgewalzt wurde“. Naumann hat dieses Verfahren seit 1983 als Auszubildender („Das hieß früher ‚Stift'.") bei seinen Chef-Vorgängern Peter-Rainer und Petroniella Nitka Hruby miterlebt.

"Früher war ein Fahrzeug drei Wochen hier, heute eher einen Tag"

Und wie kamen die Buchstaben auf das Fahrzeug? Ein Mitarbeiter schnitt sie aus der Folie aus, lackierte das hervorscheinende Autoblech und entfernte die restliche Folie. So ging das, bis 1985 der erste Folienplotter kam – eine Maschine, die Buchstaben aus einer eingelegten Folie ausschneidet. Die Lettern werden dann auf das Fahrzeug geklebt.

Beim „Car-Wrapping“-Verfahren dagegen wird das ganze Fahrzeug mit bunter Folie „eingefloppt“, wie Naumann sagt. „Früher war ein Fahrzeug schon mal drei Wochen hier, heute eher einen Tag.“ Inzwischen wird fast alles digital gedruckt, vom Großplakat bis zum Aufkleber. Neue Maschinen kosten Geld: Der erste Digitaldrucker für 300 000 Mark, „das war ein Wahnsinn“, sagt Alke Naumann. Seit 2018 wird zudem mit einem 3-D-Drucker experimentiert. „Jugend forscht“, nennt das der Chef scherzhaft.

Jugend forscht: Seit 2018 experimentiert Hruby auch mit 3-D-Druckverfahren.
Jugend forscht: Seit 2018 experimentiert Hruby auch mit 3-D-Druckverfahren.

© Kitty Kleist-Heinrich

Geschäftig und laut geht es im Erdgeschoss der Werkstatt zu. Insgesamt 24 Mitarbeiter hat die Firma. Ein junger Mann steht mit Ohrenschützern an der lauten Plattensäge. Trotz der vielen Maschinen entsteht aber nicht der Eindruck von Massenfertigung. Es wird Hand angelegt und mit Augenmaß gearbeitet, genauso wie vor 100 Jahren.

Im Gegensatz zu den anderen Maschinen arbeiten die Digitaldrucker leise vor sich hin. Der Druckkopf bewegt sich von links nach rechts, so wie beim Drucker daheim. Nur, dass diese hier viel größer sind, und durch UV-Licht trocknet die Farbe sofort – da braucht es keinen Malstock mehr.

Der neueste Digitaldrucker, der fünf Meter breite Materialien verarbeitet, steht am neuen Zweitstandort, einer 500 -Quadratmeter-Halle in Marzahn-Hellersdorf. „In der Kreuzberger Nachbarschaft kostet der Quadratmeter 20 Euro, in Marzahn bekommt man den für sieben.“

Sonderanfertigungen sind im Kommen

Auf welche technischen Neuerungen wird Hruby in den nächsten 100 Jahren setzen? Sonderanfertigungen seien im Kommen. „Die Kunden wollen Produkte, die niemand hat“, sagt die Chefin, sei es ein riesiges Kaleidoskop, ein Sportschuh oder ein Ufo. Außerdem würde Hruby immer häufiger Ansprechpartner für Künstler. Die arbeiten vermehrt mit Digitaldruck und bearbeiten Holz, Fliesen oder gar Gummimatten.

Viele Künstler kämen tagelang in die Werkstatt, um beim Entstehungsprozess dabei zu sein. „Wir haben eben Geduld“, sagt Fritz Naumann. Das sei anderen Werbetechnikern zu viel, weil das die tägliche Abläufe störe. Im Büro hängt neben den alten Erinnerungsstücken eine Lampe des dänischen Künstlers Olafur Eliasson. Wenn sie an ist, leuchtet sie im Regenbogenspektrum, ähnlich wie die Leuchtbuchstaben.

Der 100. Geburtstag wird am heutigen Freitag groß gefeiert: mit Mitarbeitern, Kunden und Gästen, auch Klaus Wowereit steht auf der Gästeliste. Berlin ist klein, man kennt sich eben nach so langer Zeit.

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