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Berlin: Kreuzberger Viktoria-Quartier ist wieder im Angebot Verbliebene Mieter müssen aber nach Eigentümerwechsel ausziehen

Das Kreuzberger Viktoria-Quartier glich zuletzt eher einer Geisterstadt – fast alle Mieter waren nach der Pleite der alten Investoren mehr oder weniger freiwillig ausgezogen. Jetzt aber nehmen die neuen Investoren Baywobau und Artprojekt einen zweiten Anlauf.

Das Kreuzberger Viktoria-Quartier glich zuletzt eher einer Geisterstadt – fast alle Mieter waren nach der Pleite der alten Investoren mehr oder weniger freiwillig ausgezogen. Jetzt aber nehmen die neuen Investoren Baywobau und Artprojekt einen zweiten Anlauf. Die Lofts, Wohnungen und Geschäftsräume in der alten Schultheiss-Brauerei an der Methfesselstraße werden ab sofort wieder vermarktet. Kreuzbergs Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) fällt ein Stein vom Herzen: „Ich bin sehr froh, dass die städtebauliche Entwicklung wieder in Gang kommt.“

Das Motto „Kunst und Leben am Kreuzberg“ gilt weiter, wie Investorensprecher Willo Göpel versichert. Zwar entschied sich die Berlinische Galerie mittlerweile für einen anderen Standort, aber die Bauherren verhandeln mit anderen Museen und ausländischen Kultureinrichtungen. Als Erfolg führt Göpel an, dass der Sender „Jazzradio“ jetzt aus den Sophie-Gips-Höfen in Mitte ins Viktoria-Quartier gezogen ist. Kreuzbergs Attraktivität im Kultur- und Medienbereich wachse wieder, meint er. Diesen „ganz eindeutigen Trend“ sieht auch Stadtrat Schulz.

Allerdings ist des einen Freud’ des andern Leid. Gegen die letzten bisherigen Mieter laufen Räumungsklagen, und Käufer der ersten Stunde mussten sich mit Entschädigungszahlungen abfinden. Die Alt-Investoren Viterra und Deutsche Bank hatten es 1998 versäumt, die Wohnungseigner ins Grundbuch einzutragen. Deshalb leitete der Insolvenzverwalter später die Rückabwicklung der Verkäufe ein, damit die Wohnungen noch einmal verkauft werden können – und der Wert der Konkursmasse steigt. Aus Sicht der heutigen Investoren wurden dadurch auch Verträge der Erst-Eigentümer mit Mietern ungültig. Mehrere Nutzer wollen aber nicht ausziehen und ärgern sich über den „rücksichtslosen“ Umgang mit ihnen. Einer von ihnen unterlag gerade vor Gericht, weitere Prozesse stehen bevor.

Für neue Interessenten gelten jetzt Angebote, die um 20 Prozent unter den ursprünglichen Preisen liegen. Altbau-Lofts gibt es ab 139 000 Euro. Am teuersten sind mit 535 000 Euro die „Townhäuser“. Diese Einfamilienhäuser mit 220 Quadratmetern Wohnfläche auf drei Etagen, eigener Garage und Gemeinschaftsgarten liegen direkt am Viktoriapark. Drei der Gebäude haben bereits Käufer gefunden.

Zum Projekt gehören auch ein Hotel und ein Restaurant im so genannten Gotischen Saal. Zwei Veranstaltungsräume in den denkmalgeschützten Altbauten bieten Platz für 100 beziehungsweise 400 Personen. Damit ist der erste Bauabschnitt des Projekts fertiggestellt. Auf einen Fertigstellungstermin für das Gesamtareal von 50 000 Quadratmetern wollen sich die Investoren nicht festlegen lassen.

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