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Auch diese Ukrainer demonstrieren gegen Präsident Putin und seine Krim-Politik.

© dpa

Krim-Krise: Berliner Tataren schauen besorgt auf die Krim

Auch die in Berlin lebenden Tataren verfolgen die Geschehnisse auf der Halbinsel im Schwarzen Meer. Sie unterstützen den Wunsch der krimtatarischen Minderheit auf Selbstbestimmung.

Wenn Aliye Mehrebani-Yasyba über ihre krimtatarischen Freunde und Verwandten auf der ukrainischen Halbinsel Krim spricht, ist ihre Stimme fest. Kein Stocken, kein Aufatmen unterbricht ihren Erzählfluss. Erst die Intensität, mit der sie ihr Wissen zur Situation der Krimtataren teilt, macht die Besorgnis um ihr eigenes Volk deutlich. „Die Krimtataren haben Angst vor einer Deportation wie 1944, sollte die Krim russisches Staatsgebiet werden“, so die gebürtige Ukrainerin und Namenskundlerin.

Damals, zur Zeit der Sowjetunion, veranlasste Josef Stalin, alle Krimtataren nach Sibirien und Zentralasien zu deportieren. Weil ein Teil von ihnen in der deutschen Wehrmacht gedient hatte, wurden sie zu Verrätern erklärt. Zehntausende kamen im Exil ums Leben. Als die Menschen 1988 heimkehren durften, fanden sie ihre Häuser bewohnt. Sie mussten ihre Existenz von Neuem aufbauen.

Die Krimtataren befürchten, ihnen würde das Land wieder genommen werden, sollte die Krim in russische Hand fallen, sagt Mehrebani-Yasyba. Der Gedanke einer Annektion durch Russland sei so schrecklich, dass sie ihn gar nicht erst zulassen wollten. Am kommenden Sonntag sollen die Bürger der Krim in einem Referendum über einen Beitritt zu Russland entscheiden. Der neue Ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow bezeichnete das Referendum als eine „Farce“. Zuvor hatte das Krim-Parlament für den Beitritt der Krim zur russischen Föderation gestimmt.

Aliye Mehrebani-Yasyba vertritt die Krimtatarische Diaspora in Berlin
Aliye Mehrebani-Yasyba vertritt die Krimtatarische Diaspora in Berlin

© Privat

Krimtataren in Angst um ihre Zukunft

Für Donezk, eine Stadt in der Ostukraine, ist Aliye Mehrebani-Yasyba in Berlin als Vertreterin der krimtatarischen Diaspora aktiv. Die ethnische Krimtatarin ist überzeugt, dass ihr Volk nicht gewaltsam für den Verbleib der Krim als autonome Republik der Ukraine kämpfen werde. „Diese Menschen sind friedlich eingestellt. Sie wollen kein Blutvergießen“.

Auch Venera Vagizova nimmt das Verhalten der Krimtataren in der derzeitigen Krise als „sehr edel“ wahr. Sie findet es richtig, dass die Menschen sich keinen Provokationen hingeben. Vagizova, die in Berlin bei der Post arbeitet, gehört zu den Wolgatataren. Als stellvertretende Vorsitzende des Integrationsvereins „Tamga“, der die tatarische Kultur in Berlin pflegt, liegen ihr die tatarischen Traditionen am Herzen. Wenn sie darüber spricht, wie sie ihrer Tochter früher tatarische Schlaflieder vorgesungen hatte, leuchten ihre Augen. In Deutschland lebt fast niemand aus ihrer Familie. Beinahe alle sind in der russischen Region Tatarstan zu Hause.

Sprachliche Unterschiede und doch Verbundenheit

Die Wolga- und Krimtataren unterscheiden sich aber nicht nur in der Lage ihrer Siedlungsgebiete. Auch die Sprache ist verschieden. Dennoch fühlt sich Vagizova den Krimtataren verbunden. Sie hat viele ehemalige Schulfreunde auf der Krim, um die sie sich große Sorgen macht. „Ich bete zu Allah, dass alles gut wird“. Das Volk habe ein Selbstbestimmungsrecht. Obwohl es Vagizovas Familie in Russland gut geht, findet sie, dass die Krimtataren alleine über ihre Zukunft entscheiden müssten.

Die Wolgatatarin Venera Vagizova ist stellvertretende Vorsitzende des tatarischen Vereins "Tamga" in Berlin.
Die Wolgatatarin Venera Vagizova ist stellvertretende Vorsitzende des tatarischen Vereins "Tamga" in Berlin.

© Privat

Alina Rapoport

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