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Kriminalität: Der gläserne Verbrecher

Die ethnische Herkunft von Straftätern sollte in den Polizei-Datenbanken erfasst werden, fordern Kriminalbeamte.

Derzeit werde nur registriert, ob Straftäter unter Alkoholeinfluss gehandelt hätten, sagt Rolf Kaßauer, der Berliner Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. Um besser präventiv arbeiten zu können, müsste die Polizei genauer über persönliche und soziale Merkmale von Tätern informiert sein. Dazu gehöre außer der Herkunft der Umgang mit Drogen und Medikamenten. Die oberflächliche Entscheidung nach deutscher Staatsbürgerschaft und Migrationshintergrund sei „falsch verstandene politische Korrektheit“, sagte Kaßauer bei der Jahrestagung der Berliner Kriminalbeamten, bei der es um Gewaltkriminalität ging.

Präventive Polizeiarbeit werde schon dadurch erschwert, dass etwa Gewaltvorfälle an Schulen aus Datenschutzgründen teilweise anonymisiert würden. Auch fehle für Berlin eine Dunkelfeldanalyse, die ergebe, wer wo Opfer einer Straftat geworden sei. Der Aussagewert der polizeilichen Kriminalitätsstatistik sei da „sehr begrenzt“, so Kaßauer. Datenerfassung über die ethnische Herkunft sei außerdem für die Bekämpfung der Drogen- und der anderweitig organisierten Kriminalität notwendig. Aus der Praxis wüssten viele Ermittler, dass bestimmte Großfamilien in den organisierten Drogenhandel intensiv verwickelt seien. Bestimmte Intensivtäter kämen aus denselben Familien, so Kaßauer.

In der Strafverfolgung würde mehr erreicht, wenn vor allem junge Beschuldigte verpflichtet würden, zur polizeilichen Vernehmung zu erscheinen. Derzeit bleibe nach seiner Erfahrung ein Viertel der Beschuldigten der Vernehmung fern, 70 Prozent kämen ohne Begleitung eines Erziehungsberechtigten. Sinnvoll wäre es aus der Sicht der polizeilichen Ermittler, wenn die Staatsanwaltschaft wie die Polizei und die Richterschaft die Strafverfolgung nach dem Kriterium Tatort oder Wohnort organisiere. wvb.

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