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Kriminalität: Ferienzeit – Einbruchszeit: Polizei warnt mit Flugblättern

Die Zahl der Berliner Einbruchsdelikte ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Experten raten Facebook-Nutzern, ihre Abwesenheit nicht bekannt zu geben.

Andere fahren in Urlaub – Olaf Pentzlin hat dadurch mehr denn je zu tun: „Sie glauben ja gar nicht, wieviele Berliner kurz vor der Abreise plötzlich noch ihre Wohnung oder ihr Haus besser vor Einbrecher schützen wollen“, sagt er. Sie bestellen bei Olaf Pentzlins Schlüsseldienst in Wilmersdorf oder bei anderen Anbietern von Sicherheitstechnik „auf die Schnelle“ ein Stangenschloss, verstärkte Türblätter oder Fenstersicherungen. Mit gutem Grund, denn alljährlich zur Urlaubszeit sind Einbrecher besonders aktiv. Keller- und Dachböden wurden in den vergangenen Wochen beispielsweise verstärkt im Bötzowviertel in Prenzlauer Berg aufgebrochen. Jetzt ruft die Polizei dort die Bewohner auf Flugblättern zu erhöhter Wachsamkeit auf. Erstmals gibt es in diesem Jahr auch Warnungen für Facebook-Nutzer: Sie sollen ihre Urlaubsreise keinesfalls im Internet ankündigen.

Facebook lockt offenbar Ganoven an. Immer mehr Einbrecher versuchen nach Erkenntnissen der Polizei über das Internetforum herauszubekommen, ob jemand Zuhause oder auf Reisen ist. Verabschiedet sich ein Nutzer in den Urlaub – „Ich bin jetzt mal zwei Wochen in Mallorca!“ – suchen sie flugs dessen Wohnung heim. Bis zur Halbzeit der diesjährigen Sommerferien ist die Zahl der Einbruchsdelikte zwar laut Polizei noch nicht eklatant angestiegen, Wachsamkeit sei aber jeden Fall geboten. Auf den Warnzetteln, die derzeit im Bötzowviertel an Briefkästen hängen, werden die Anwohner aufgefordert, Haustüren möglichst auch tagsüber abzuschließen und überhaupt aufmerksam zu sein.

Solche Aufklärungskampagnen gab es auch schon in den Vorjahren. Denn über einen längeren Zeitraum betrachtet, ist die Zahl der Einbrüche in Berlin stark angestiegen. 2005 wurden rund 6000 Einbruchsdelikte gezählt, 2009 waren es 9000: eine Zunahme von gut 50 Prozent.

Viel Aufsehen erregte einer der letzten Fälle in Wilmersdorf. Dort hebelten Unbekannte am hellichten Tag die Tür einer Wohnung im zweiten Stock auf, in der sich eine Zwölfjährige aufhielt. Das Kind sprang voller Furcht aus dem Fenster und verletzte sich schwer. Der Fall macht laut Polizei klar, wie „unverfroren“ viele Einbrecher inzwischen vorgehen. Nahezu jeder zweite schreitet am Tag zur Tat, neun von zehn Tätern warten allerdings ab, bis die Bewohner außer Haus oder am besten verreist sind.

„Damit der Einbrecher nichts stiehlt, muss man ihm die Zeit stehlen“, sagt Bernd Bories von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle. Die meisten Tätern hätten es „ganz eilig.“ Zwei bis drei Minuten für den Bruch, allerhöchstens zehn Minuten zum Durchstöbern der Zimmer. Umso effektiver man die Eindringlinge verunsichere, also den Bruch erschwere, umso besser sei man vor ihnen geschützt.

Rund 85 Prozent der Täter, die in Wohnungen in der City eindringen, entscheiden sich nach Kripo-Erkenntnissen „spontan zum Bruch.“ Häufig geht es um Beschaffungskriminalität. Anders in den Villenbezirken am Stadtrand. Dort werden Häuser oft vor der Tat observiert. „Nichts darf darauf hindeuten, dass die Bewohner außer Haus sind“, sagt Kripo-Experte Bories. Mit Phantasie und Tricks könne man dies erreichen. „Jedes Haus, jede Wohnung muss belebt erscheinen.“

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