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S-Bahn-Signet am Ostkreuz.

© Reno Schneidewind

Kriminalität in Berlin: Diebe stehlen wertvolles S-Bahn-Logo am Ostkreuz

Das historische Schild vom Ostkreuz sollte eigentlich den neuen Bahnhof schmücken oder ins Museum wandern. Doch jetzt wurde das Schild gestohlen. Die Polizei vermutet „Pufferküsser“ als Täter. Jährlich verursachen Diebe Millionenschäden.

Die S-Bahn hat doch noch Fans. Fans, die vermummt mitten in der Nacht mit Schraubenschlüsseln losziehen und Devotionalien am Bahnhof klauen. Einen bizarren Kriminalfall meldete die Polizei am Freitag: „Drei schwarz gekleidete, vermummte Personen“, so die Bundespolizei, stahlen am Dienstagmorgen gegen 3 Uhr am S-Bahnhof Ostkreuz ein grünes „S“. Das 45 Kilo schwere Logo war festgeschraubt an einer alten Eisenbahnbrücke am Zugang zur Sonntagstraße.

Die Hintergründe sind unklar, sowohl Bahn als auch Polizei halten „Pufferküsser“ für die Täter. Dieser Begriff hat sich für Eisenbahnfans eingebürgert. Tatsächlich hatten sich in den vergangenen Monaten bereits mehrere Liebhaber bei der Bahn gemeldet und Geld für das Logo geboten, berichtete ein Bahn-Sprecher. Denn die seit Jahren ungenutzte Brücke soll bekanntlich abgerissen werden. All diese Anfragen seien abgelehnt worden, da das Logo der Allgemeinheit erhalten werden sollte. Das  Signet sollte entweder im neuen Bahnhof Ostkreuz installiert oder dem S-Bahn-Museum in Griebnitzsee geschenkt werden.  Die Kosten der Wiederaufarbeitung hatte die Bahn mit 2200 Euro veranschlagt. „Der ideelle Wert ist bei Liebhabern aber wesentlich höher“, teilte die Polizei mit.

Diebstahl von Kabel und Schienen hat zugenommen

Linksextremisten – die in der Vergangenheit mehrfach in der Nähe des Ostkreuzes Brände gelegt haben – kommen als Täter nicht in Betracht, trotz der für diese Klientel typischen Beschreibung „schwarz vermummt“. Auch eine Lösegeldforderung ging bislang nicht ein. Buntmetalldiebstahl scheide auch aus, hieß es bei der Polizei, zu wenig dran. Dabei ist dies die Diebesgruppe, die der Bahn sonst am meisten zu schaffen macht. Seit die Preise für Kupfer und andere Buntmetalle geklettert sind, hat der Diebstahl von Kabeln und manchmal sogar Schienen deutlich zugenommen. Alleine im vergangenen Jahr führte das für die Bahn in Berlin zu Millionenschäden.

Der jüngste Fall ereignete sich am Freitagmittag: Zivilbeamte nahmen an der Bahnstrecke in Grunewald einen Mann fest. Er transportierte gerade sein Diebesgut ab – mehr als 90 Kilo kupferhaltige Kabel, die er mit Eisensäge und Cuttermesser abgeschnitten hatte. Auswirkungen auf den Bahnbetrieb hatte die Tat laut Polizei nicht. Der 57-Jährige ist kein Unbekannter: Bereits vier Mal ertappten ihn die Beamten in diesem Jahr. Jetzt erwartet ihn ein weiteres Ermittlungsverfahren, er bleibt aber auf freiem Fuß.

Auch in der U-Bahn wird geklaut

Auch die U-Bahn ist von den Metalldiebstählen betroffen, wie BVG-Sprecherin Petra Reetz bestätigte, wenngleich in geringerem Ausmaß, da das Streckennetz kleiner und besser kontrolliert sei. Was bei der BVG am häufigsten geklaut wird, sind die Notfallhammer in Bussen und Bahnen – täglich eine Handvoll.

Wie die Täter, die jetzt das S-Bahn-Schild stahlen, das Stück mit 80 Zentimeter Durchmesser demontiert und abtransportiert haben, ist unklar. Die S-Bahn hat Erfahrung mit zu großer Liebe von Pufferküssern. Eisenbahnfreunde berichten, dass in Lauben oder Hobbykellern geklaute Petroleumlampen von Güterzügen hängen. Vermutlich tausendfach abmontiert wurden früher die Aschenbecher aus Personenwagen, als Deko für die WG-Küche. Kürzlich berichtete eine Zeitschrift für Eisenbahnfreunde, dass auf der stillgelegten Friedhofsbahn in Zehlendorf sogar die schweren Kilometersteine verschwinden. In diesem Milieu dürfte sich nun auch das „S“ mit den geschwungenen Leuchtstoffröhren vom Ostkreuz befinden.

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