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Berlins Innensenator Ehrhart Körting

© dpa

Kriminelle Großfamilien: Sechs arabische Clans im Visier der Polizei

Rund 350 Mitglieder von Großfamilien fallen laut Landeskriminalamt sehr häufig durch Straftaten auf. Im Zentrum der Ermittlungen stehen sechs arabische Clans.

Unter den etwa 25 arabischen Großfamilien in Berlin stehen sechs mit etwa 350 Personen im Fokus der Kriminalpolizei. Dies sagte der Leiter des Landeskriminalamtes, Peter-Michael Haeberer, gestern im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Im LKA ist in der Abteilung für Bandenkriminalität ein Kommissariat auf diese sechs Familien spezialisiert. Die Sonderkommission hat 2009 insgesamt 50 Fälle bearbeitet, in diesem Jahr waren es bislang 25.

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte, dass sich Teile dieser Familien durch totale Abschottung der Integration entzogen hätten. Die sechs besonders kriminellen Familien verfügen nach Erkenntnissen der Polizei überwiegend über kein geregeltes Einkommen. Im Widerspruch dazu stehe das „äußere Erscheinungsbild“, sagte Haeberer – er nannte teure Autos oder die Beschäftigung „namhafter Berliner Anwälte in Strafverfahren, was auf entsprechende Geldmittel“ hinweise und einen hohen finanziellen Lebensstandard vermuten lasse. Dem Vernehmen nach ist unter den sechs Familien aber nicht mehr die des „Präsidenten“ Al-Z., die bis vor etwa fünf Jahren noch regelmäßig Aufsehen verursachte. Al-Z. selbst wurde kürzlich nach einer vierjährigen Haftstrafe wegen Drogenhandels entlassen. Da er vor dem Prozess zwei Jahre in U-Haft gesessen hatte, durfte er die letzten zwei Jahre in den offenen Vollzug. Al-Z. galt lange Jahre als wichtige Größe der Unterwelt.

Die rund 25 Großfamilien haben laut Haeberer zwischen 50 und 500 Mitglieder und verfügen meist über enge Verbindungen innerhalb Deutschlands und des benachbarten europäischen Auslands. Obwohl ihre Asylanträge in aller Regel abgelehnt wurden, konnten Straftäter infolge „ungeklärter“ Staatsangehörigkeit nicht in den Libanon abgeschoben werden, sagte der LKA-Chef. Viele der angeblichen Flüchtlinge ließen bei der Einreise ihre Papiere einfach verschwinden.

Sowohl Haeberer als auch Körting betonten, dass arabische Familien nicht unter Generalverdacht gestellt werden dürfen. Es gebe hier arabische Familien, gegen die kein einziges Ermittlungsverfahren laufe. Insgesamt leben 64 000 arabischstämmige Personen in Berlin, von denen 33 500 mittlerweile einen deutschen Pass haben. Diese überwiegend in den achtziger Jahren erfolgte Einbürgerung erschwere heute eine Auswertung der Kriminalstatistik.

Nur bei Jugendlichen und Heranwachsenden wird der Migrationshintergrund erfasst. So ist die Kriminalitätsbelastung libanesischer Heranwachsender bei schwerem Diebstahl etwa 16 Mal höher als bei deutschen. Bei Rauschgiftdelikten und Rohheitsdelikten liegt sie fünfmal höher. Von den 866 bei der Polizei erfassten Intensivtätern stammen 154 aus den arabischen Ländern, vor allem aus dem Libanon. Mehr als die Hälfte dieses Personenkreises sitzt aktuell in Haft, sagte Haeberer. Der Rauschgifthandel und -schmuggel werde weiterhin von türkisch-kurdischen und libanesischen Banden dominiert, die der organisierten Kriminalität zuzurechnen sind. Von der Größenordnung her liegt dieser organisierte Drogenhandel aber nur auf Platz 11 – auf Platz 1 stehen deutsche Ärzte im aktuellen Abrechnungsbetrug.

Die 350 Mitglieder der sechs polizeirelevanten Familien sind deutlich krimineller als andere Straftäter. Dem durchschnittlichen Kriminellen werden laut Statistik innerhalb von drei Jahren 2,6 Taten nachgewiesen. Bei deutschen Kriminellen sind es 2,5, bei Arabern 2,7. An der Spitze der Länderliste stehen Litauen und Lettland mit knapp fünf Taten, berichtete Haeberer. Auffallend seien jedoch die Angehörigen der sechs Familien mit 5,3 Taten. Einsam an der Spitze steht eine dieser Familien, in der jeder Tatverdächtige auf 10,3 Straftaten kommt.

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