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Attila Hildmann wird bei einer Demonstration vor dem Reichstagsgebäude von Polizisten abgeführt.

© Christophe Gateau/dpa

Update

Krude Proteste gegen den Infektionsschutz: Polizei führt Attila Hildmann wegen Abstandsgebot ab

Während vormittags am Reichstag allerlei Verschwörungstheoretiker protestieren, gab es am frühen Abend offenbar Zusammenstöße mit der Polizei.

Auch an diesem Samstag wird gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen demonstriert - in Berlin sind dazu diverse Kundgebungen angemeldet. Bis zu 1200 Männer und Frauen versammelten sich rund um den Alexanderplatz - dabei waren lautstarke Rufe gegen "Volksverräter" zu hören, drei, vier Flaschen flogen auf Polizisten.

Hunderte Beamte sind derzeit vor Ort im Einsatz: In Berlin sind aus Infektionsschutzgründen aktuell nur Kundgebungen mit maximal 50 Teilnehmern zugelassen, Polizisten lösen die "Zusammenkünfte" derzeit auf. Beobachter hatten unter den Protestierenden zahlreiche Männer entdeckt, die bislang als Hooligans aufgefallen waren.

Grob vereinfacht besteht das in diesen Tagen protestierende Spektrum aus allerlei Verschwörungstheoretikern, rechtsradikalen Reichsbürgern, vereinzelt auch jüngeren Demonstranten, die angaben, sich explizit als Muslime an solchen Protesten zu beteiligen. Circa 50 Männer und Frauen illustrer Mischung waren schon am Vormittag vor dem Reichstag zu sehen - wobei die dortige Kundgebung klar eine von Reichsbürgern organisierte gewesen ist: Sie demonstrieren traditionell samstags vor dem Bundesparlament, die Folgen der Pandemie sind dort nur ein Thema unter vielen.

"Kameradschaften und muslimische Brüder"

Anwesend war am Reichstag auch der ins Verschwörungstheoretische abgedriftete Erfolgsgastronom Attila Hildmann. Der bekannte Vegan-Koch parlierte gerade mit TV-Reportern, als er von einem Reichsbürger namentlich über Mikrofon kritisiert wurde. Inhalt? Wirr.

Hildmann unterbrach das Interview und schritt zügig auf den Redner zu - weshalb umgehend uniformierte Beamte dazu stürmten und Hildmann aus der Veranstaltung zogen. Der Pressetross eilte dem Polizisten-Pulk (und Hildmann in der Mitte) mit dutzenden Kameras nach, letztlich wurde Hildmann abseits nur ermahnt, die Abstandregeln einzuhalten: 1,50 Meter zu jedem Nebenmann.

Die Reichsbürger forderten Milde für ihn, denn eigentlich ist der bekannte Koch ebenfalls: ein infektionsschutzfeindlicher Verschwörungstheoretiker, der sich von "Geheimgesellschaften" beobachtet fühlt und im Netz alle "Kameradschaften, alle muslimischen Brüder" aufruft, eine "Diktatur" zu verhindern.

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Zuletzt hatten sich am Mittwoch nach einem Aufruf im Internet bis zu 400 Menschen vor dem Reichstag versammelt. Die Polizei löste die Ansammlung auf. Dabei kam es zu Beleidigungen und Körperverletzung gegen Polizisten. Ein Kamerateam der ARD wurde von einem Mann mit einem Tritt angegriffen, ein Verdächtiger wurde umgehend festgenommen.

In Berlin ab 25. Mai wieder Demos mit 100 Teilnehmern erlaubt

Vor der Volksbühne in Mitte, an der auch an diesem Samstag verwirrt anmutende Esoteriker protestierten, finden seit Wochen sogenannte "Hygiene-Demos" statt. Vor einigen Tagen war ein ZDF-Team von circa 15 Vermummten niedergeprügelt worden. Die Angreifer sollen – so der vorläufige Stand der Ermittlungen – Linke gewesen sein. Der Moderator der ZDF-Satiresendung "heute show", Oliver Welke, hat sich für die Solidarität nach dem Angriff auf seine Mitarbeiter bedankt. Es seien viele solidarische Grüße und Genesungswünsche eingegangen, sagte Welke in der Sendung am Freitagabend: "Diese Woche haben wir als Nachrichtensatire also mal erfahren, wie das ist, selber in den Nachrichten vorzukommen – schön."

Am Samstag haben Tausende auch in Stuttgart, München und Frankfurt (Main) gegen die Infektionsschutzmaßnahmen protestiert. In Berlin dürfen ab 25. Mai an Versammlungen unter freiem Himmel wieder bis zu 100 Personen teilnehmen.

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