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Berlin: Kühle Freude

will nicht am Wetter verzweifeln Achtzehn Grad, mehr oder weniger? Man schwitzt jedenfalls nicht auf dem Weg zur Arbeit.

will nicht am Wetter verzweifeln Achtzehn Grad, mehr oder weniger? Man schwitzt jedenfalls nicht auf dem Weg zur Arbeit. Man kann auch, ohne draußen etwas zu verpassen, endlich „The Day After Tomorrow“ sehen. Oder abermals den „Letzten Tango“. Man kann sich auf die Suche nach einem pazifikblauen T-Shirt begeben, ohne dass einen die Klima-Anlagen der Kleiderläden an den technischen Möglichkeiten des Westens zweifeln lassen. Man kann sich Bilder ansehen gehen wie im frühen Frühling oder im späten Herbst, bloß dass die Stadt langsam leerer wird und der Raum vor den Bildern freier. Man kann in der langsam leerer werdenden Stadt einen Spaziergang durch eine Gegend in Reinickendorf oder Oberschöneweide machen, in die man sonst nie kommt, ohne auf dem Weg zu dieser Expedition schon gegrillt und gegart zu werden. Man kann mal wieder tanzen gehen, ohne an den deotechnischen Möglichkeiten der Menschheit zu zweifeln. Man kann unter solchen Bedingungen sogar Bus fahren. Man kann schwimmen gehen, und es ist im Wasser wärmer als draußen: So schwimmen sie immer in Reykjavik. Man kann nachts zu Hause bei offenem Fenster sitzen und endlich „Middlesex“ zu Ende lesen, ohne dass eine blutrünstige Mücke das Idyll stört oder einen die stickige Luft auf die hitzeabstrahlenden Straßen treibt. Man kann sich auf den Sommer 2005 freuen, der nur besser werden kann. Nur eins ist unmöglich: Dass beim Brötchenkaufen die Verkäuferin sagt, was alle sagen, wenn es in Berlin über 24 Grad warm wird: „Dass es aber gleich so heiß werden muss!“

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