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Berlin: Kühlregal statt Kirchenglocke

Gatow hat nun auch einen Supermarkt – der Bau entstand auf dem Areal der katholischen Gemeinde

Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten Kritik geäußert, doch geändert wurden die Pläne auf dem alten Kirchengelände nicht. Begleitet von verhaltenem Protest der Grünen fand im Spandauer Ortsteil Gatow das Richtfest für den umstrittenen Plus-Supermarkt statt. Die Anwohner sind sich uneins in der Frage, ob die neue Einkaufsstätte nun eine Bereicherung des Spandauer Ortsteils darstellt oder den historischen Dorfkern negativ beeinträchtigt.

Das Projekt ist von Protesten begleitet, seitdem die von der Gemeinde aufgegebene, katholische St. Raphael-Kirche im vergangenen Jahr dem Neubau weichen musste. Eine Initiative hatte vergeblich die Erhaltung des letzten und einzigen Berliner Werkes des Kirchenarchitekten Rudolf Schwarz gefordert. Die Integration des entwidmeten Sakralbaus in den Neubau scheiterte am Einspruch der Witwe des Erbauers.

Auf Widerspruch des Förderkreises historisches Gatow kam es vor Gericht zu einem Kompromiss. Danach wurde die Verkaufsfläche verkleinert und die Gestaltung der historischen Umgebung angepasst. Entstanden sind jetzt zwei durch einen Flachbau verbundene, scheunenartige Gebäude im Form eines Dreiseitenhofes, so Architekt Jürgen Fissler. Baustadtrat Carsten Röding (CDU) bezeichnete das Resultat als „einen der besten Einkaufsmärkte“ der Region. Nach Angaben von Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz (CDU) wurde dem Wunsch des überwiegenden Teils der Gatower Bevölkerung nach einer fußläufig erreichbaren Einkaufsstätte entsprochen.

Während die Gegner des Projektes dem Richtfest fern blieben, begrüßten die anwesenden Anlieger die künftige Einkaufsmöglichkeit. Nur die Grünen mit der Abgeordneten Lisa Paus protestierten gegen die „erhebliche Beeinträchtigung des Ortskerns“ und die illegale Restschuttentsorgung. Die Kripo ermittelt weiter wegen der illegalen Entsorgung des mit Bauschutt kontaminierten Bodenaushubs auf den Gatower Feldern. Eine befürchtete Asbestverunreinigung habe sich jedoch nicht bestätigt, sagte Stadtrat Röding. Der Bezirk werde dennoch die Beseitigung des mit Fremdbestandteilen durchsetzten Bodens anordnen. Über die Verhängung eines Bußgeldes könnte erst nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen entschieden werden.

Rainer W. During

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