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Noch 30 Tage, bis der erste Flieger abhebt.

© dapd

Künftiger Großflughafen: In 30 Tagen hebt der erste Flieger ab

16 Jahre sind vergangen, seit sich die Politik für den Großflughafen Schönefeld entschieden hat. Am 24. Mai wird die Eröffnung gefeiert, auch Kanzlerin Merkel kommt. Vorher gibt es Publikumstage - und dabei die vorerst letzte Chance auf manche besondere Erlebnisse.

Kann man sich über einen nagelneuen Flughafen freuen? Wie über ein neues Auto oder einen neuen Job? 16 Jahre hat es gedauert – von der Bestellung durch die Politik bis zur Eröffnung. Eine gefühlte Ewigkeit.

30 Tage sind dagegen ein Wimpernschlag. In einem Monat hebt der „Flughafen Berlin-Brandenburg Willy Brandt“ endlich in die Zukunft ab. Die Flughafengesellschaft will die Berliner und Brandenburger, vom Wesen her bodenständige Skeptiker, mit gezielten Aktionen in höhere Feierlaune versetzen. Emotionaler Höhepunkt der „Eröffnungskampagne“ für den „modernsten Flughafen Europas“ ist der 3. Juni, wenn ein neuer Airbus A 380 der Lufthansa zum Premierenflug nach Frankfurt am Main abhebt. Parallel dazu wird eine Maschine von Air Berlin starten.

Um den Flughafen kennenzulernen, gibt es am 12. und 13. Mai Publikumstage. Das ist die definitiv letzte Gelegenheit für den künftigen Nutzer, das Flugfeld auf eigenen Füßen zu erkunden und mal so nebenbei eine vier Kilometer lange Startbahn abzumarschieren. An den Publikumstagen kann die Boden-Maschinerie des Flughafens besichtigt werden – von der Enteisungsanlage bis zum Flugzeugschlepper. Auch Bundespolizei und Flughafenfeuerwehr zeigen ihre Technik. Und Vielflieger können testen, wie viel Zeit sie vom Airportbahnhof bis zum Gate brauchen. Ein bisschen größer als Tegel und der alte Airport Schönefeld ist der neue Flughafen schon: genau 1470 Hektar oder 2000 Fußballfelder.

Sehen Sie hier in einer Bildergalerie, wie der künftige Großflughafen entsteht:

Zwei Wochen später, am 24. Mai, wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gemeinsam mit Bahnchef Rüdiger Grube in den unterirdischen Flughafenbahnhof einrollen. Am Bahnsteig erwartet werden die beiden von den Länderchefs und Flughafen-Aufsichtsräten Matthias Platzeck und Klaus Wowereit (beide SPD). 40 000 Gäste sollen an diesem Megaeröffnungsevent teilnehmen. Das Komische: Eröffnet wird eigentlich gar nichts. Es gibt keinen Startschuss, keinen roten Knopf zum Drücken.

Die Planer wollten die Eröffnungsfeier unbedingt von der eigentlichen Inbetriebnahme trennen, um ein peinliches Desaster wie bei der Terminal-Eröffnung am Londoner Flughafen Heathrow vor vier Jahren zu vermeiden. Damals standen Manager und Architekten noch mit der Queen zusammen beim Sekt, als die ersten Fluggäste im Chaos herumirrten. Die vollautomatische Gepäckbeförderung war zusammengebrochen.

Selbst eine Geiselnahme wurde schon simuliert.

So leer wird die Abfertigungshalle so schnell nicht wieder.
So leer wird die Abfertigungshalle so schnell nicht wieder.

© dpa

Um solche Überraschungen zu vermeiden, laufen seit Wochen verschiedene Probeläufe mit bislang 10.000 Komparsen. Selbst eine Geiselnahme wurde schon simuliert. Für den 22. Mai sind die „finalen“ Proben anberaumt. Wenn an diesem Tag etwas dramatisch falsch läuft, dürften die Bauleiter noch mal ins Schwitzen kommen. Parallel dazu gehen die Bauarbeiten weiter, um bis zur Inbetriebnahme zumindest dem Terminal den letzten Schliff zu geben. 7000 Bauarbeiter befinden sich in der Schlussphase auf dem Gelände.

Sehen Sie hier, wie der künftige Großflughafen aussehen soll:

In den Sommerferien, vom 22. Juni bis 4. August, wenn der Flugbetrieb längst angelaufen ist, werden für Familien und Kindergruppen Besuchertage angeboten. Von 9.30 Uhr bis 15 Uhr machen die Gruppen eine ausgiebige Rundtour über den Flughafen, besuchen den Infotower, die Feuerwehr und eine Wartungshalle der Lufthansa. Pro Person kostet der Tag 19 Euro, inklusive Frühstück, Mittagessen und Getränken. Ansprechpartner ist der Besucherdienst, Tel. 6091-2250 (montags bis freitags 10 bis 15 Uhr)

Eine wichtige Ikone des Flughafens kann man jetzt schon treffen: Namensgeber Willy Brandt. In einem Werbevideo auf den Internetseiten des Flughafens ist seine sonore Stimme zu hören, unterlegt mit berühmten Bildern aus seiner politischen Laufbahn. „Ein Wagnis, das Zeit und Mühen in Anspruch nimmt und sich letztlich doch immer lohnt“, dieses Brandt-Zitat wird dem neuen Flughafen zugeordnet und mittels dramatisch aufgeladener Klaviermusik in den Kontext großer Ereignisse wie Kennedys Berlin-Besuch und den Mauerfall gestellt.

Das ist sicher etwas zu dick aufgetragen, zumal für die vielen Brandt-Anhänger, die unter den künftigen Flugrouten wohnen. Sie werden kaum Vorfreude empfinden, eher „Zeit und Mühen“. Ob es sich denn letztlich gelohnt hat, das vier Milliarden Euro teure Projekt in Schönefeld zu bauen, werden die Historiker der Zukunft beurteilen müssen.

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