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Die Krawatte ist gerichtet, der Wohnort steht fest. Dietmar Woidke pendelt lieber zwischen Potsdam und der Lausitz als seine "Heimat" zu verlassen.

© picture alliance/dpa

Künftiger Regierungschef Brandenburgs: Dietmar Woidke: In der Lausitz leben, in Potsdam regieren

Dietmar Woidke wird Regierungschef Brandenburgs. Von Potsdam aus wird das große Bundesland regiert. Wohnen wird er aber weiterhin in der Lausitz. „Hier ist meine Heimat, hier schlägt mein Herz“, sagt er. Dennoch leitet er einen Wechsel in die Landeshauptstadt ein.

Für Dietmar Woidke ist das selbstverständlich. Der 51-Jährige will als künftiger Regierungschef Brandenburgs weiter in der Lausitz leben. „Meine Familie lebt seit Hunderten von Jahren hier. Das ist Heimat. Hier schlägt mein Herz“, sagte Woidke der „Lausitzer Rundschau“. Einen Nachteil sieht er nicht, wenn er als Ministerpräsident im 170 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernten Forst wohnt. Brandenburg ist ein Flächenland, dann arbeite er eben mehr unterwegs. „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Ich schaue im Auto ja nicht nur aus dem Fenster.“ Und wenn es doch länger wird – sein krankheitsbedingt scheidender Vorgänger Matthias Platzeck sprach ja von einer üblichen 80-Stunden-Woche – , dann habe er ja in Potsdam seine kleine Wohnung.

Es ist eine kleine, menschliche Facette des Wechsels. Dahinter verbirgt sich auch politisch eine Premiere. Erstmals seit 1990 wird Brandenburg künftig nicht mehr von einem Potsdamer regiert, sondern von einem, der in der Provinz verwurzelt ist, die das Land so prägt. Dagegen waren Alt-Ministerpräsident Manfred Stolpe (1990 bis 2002) und Matthias Platzeck (2002 bis 2013) nie nur Landesväter, sondern immer auch Potsdamer und Potsdam-Lobbyisten.

Sie mischten sich in die Entwicklung der Stadt ein, zumal Platzeck einst Oberbürgermeister war, etwa beim Aufbau des Stadtschlosses. Und damit setzt sich an der Spitze ein Trend fort, der im Kabinett schon früher begann. Während Potsdams Einwohnerzahl rasant wächst, im Gegensatz zum Land, ist die Hauptstadt in der Regierung kaum noch präsent. Die SPD hat keinen Minister aus Potsdam mehr. Die schleichende Entwertung Potsdams setzte mit den SPD-Affären in dieser Legislaturperiode ein.

Erst war der damalige Innenminister und Platzeck-Vertraute Rainer Speer gestürzt, der stolz darauf war, bei Rotwein und Zigarre beim Potsdamer Italiener Politik zu machen. Dann war Bildungsminister Holger Rupprecht gefolgt, der hier lange Schulleiter war und den Handballverein VfL Potsdam führt. Und Regierungschef Matthias Platzeck wohnt zwar in Potsdam, doch seinen Direkt-Wahlkreis hat er schon länger in die Uckermark verlagert. Nur bei den Linken ist es etwas anders, Umweltministerin Anita Tack und Justizminister Volkmar Schöneburg sind die letzten Potsdamer im Kabinett.

Kontinuität wird es in anderer Hinsicht geben. Wie bei Platzeck und seiner Frau Jeanette werden die Märker auch mit Woidke keine klassische First Lady bekommen, auch keine „Homestorys“, wie es aus der Staatskanzlei heißt. „Natürlich weiß meine Frau auch, dass sie künftig einige Termine an meiner Seite wahrnehmen wird“, sagte Woidke. „Aber wir wollen beide keinen First-Lady-Status für sie.“

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