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Künstler: Christo wird in Berlin gefeiert

Zum ersten Mal seit dem Tod seiner Frau Jeanne-Claude war der Künstler Christo wieder in Berlin. Und er hatte Termine, Termine, Termine.

Los ging es am Mittwochabend, wo er beim Medienpreis Goldene Henne für sein Lebenswerk geehrt wurde. Zu seinen Ehren wurde der Friedrichstadtpalast komplett verhüllt. Christo erinnerte an seine Frau, die im November vorigen Jahres gestorben war: „Ich bedauere sehr, dass sie nicht mehr da ist. Sie könnte so viel sagen.“ Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte in seiner Laudatio über die Reichstagsverhüllung, Christo habe damit „ein kreatives, heiteres Deutschland“ gezeigt. Christo erhielt viel Applaus.

Am nächsten Morgen zog es Christo ins Deutsche Historische Museum im Zeughaus Unter den Linden. Der aus Bulgarien stammende Künstler nahm sein Werk „Wrapped Magazines Life, 9. August 1948“ in Augenschein. Es besteht aus einem Stapel amerikanischer Life-Magazine von 1948, umhüllt und verschnürt – eine Erinnerung an die Care-Pakete, die die Rosinenbomber während der Berlin-Blockade in die Stadt brachten. Im Museum erzählt er, wie sein Assistent die einzelnen Life-Ausgaben bei Ebay ersteigert habe. Als schließlich das Paket im Paket versendet wurde, legten sie einen Zettel bei: „Achtung, hier nicht weiter aufreißen!“ Mit der ehemaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU), die sich für die Reichstagsverhüllung starkgemacht hatte, unterhielt er sich im Museum über sein neuestes Projekt, „Over The River“. Der Arkansas River in den USA soll mit den gleichen silbrigen Stoffbahnen überspannt werden wie einst der Reichstag. Man merkte, wie sehr Christo es gewohnt ist, im Plural zu sprechen. „Wir planen ...“, setzte Christo an zu reden, da unterbrach ihn Süssmuth: „Immer noch: wir?“ Ja, sagte er. Immer noch.

Am Abend dann erschien Christo in der Buchhandlung Taschen-Store in der Friedrichstraße, wo er das Buch „Christo and Jeanne-Claude 75“ signierte. Es ist ein Vermächtnis. jlu

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