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Achtung Wasserfall!

© Promo

Künstler Manfred Stader malt live: Hai-Alarm im Einkaufszentrum

Gefährliche Abgründe und gefletschte Haifisch-Zähne. Ein Bodenmaler malt in den Schönhauser Allee Arcaden 3D-Bilder auf den Fußboden. Die Besucher freut's - sie fotografieren sich selbst in den vermeintlichen Abenteuerszenen.

Gedämpfte Kinderstimmen dringen durch den Raum, leise Musik dudelt aus einem Geschäft, durch die gläserne Decke hindurch sieht man den strahlend blauen Himmel. Ein Kind ruft „Mama, du sollst auf mich warten“, bleibt stehen und blickt auf den Boden vor sich. Denn der scheint gerade aufzubrechen: Heraus dringt das gruselig bezahnte, weit geöffnete Maul eines Weißen Hais.

In den Schönhauser Allee Arcaden malt der Künstler Manfred Stader am Freitag und Samstagvormittag noch live. Nicht alle Bilder sind so gruselig wie der Weiße Hai. Aber alle haben eine Dimension mehr: Sie wirken wie 3D-Bilder, denn Stader übernimmt für seine Werke die sogenannte Anamorphose. Bei dieser künstlerischen Technik, die schon Hans Holbein der Jüngere im 16. Jahrhundert verwendete, wird das Motiv so in die Länge gezogen, dass es aus fast allen Blickwinkeln verzerrt ist. Blickt man jedoch von einem ganz bestimmten Standpunkt auf das Motiv, wirkt es dreidimensional. So geht auch Stader bei seinem Hai-Bild vor, das er mit Acryl-Farben am Boden des Einkaufszentrums malt. Neben diesem Bild finden sich im Erdgeschoss der Arcaden noch drei andere Bodengemälde. Ein weiteres im Untergeschoss.

Nicht nur Kinder, sondern auch Kunstinteressierte bleiben stehen, wie der UDK-Absolvent Daniel Bayardi. „In Berlin gibt es vor allem abstrakte Kunst zu sehen, aber nur ganz selten kann man gegenständliche Malerei wie diese finden.“ Er ist selbst Maler und Bildhauer, entdeckte morgens zufällig Staders Projekt, als er hier ein Paket zur Post bringen wollte und kam wieder, um den künstlerischen Prozess zu begutachten. So funktioniert Kunst im Konsumtempel.

Ein spielerisches Moment bieten die Bilder auch noch. Ein Junge macht es mit seiner Familie vor: Er betritt das fertige Gemälde nämlich (Schuhe vorher ausziehen!), positioniert sich nach Anleitung auf der Infotafel auf einem bestimmten Punkt des Bildes und lässt sich dann von seinen Eltern fotografieren. Auf dem Foto ist es dann fast, als befände man sich tatsächlich im Liegestuhl am Strand, auf einem Schlauchboot am Wasserfall oder eben im Schlund eines Hais. „Ein normales Bodengemälde lässt sich eher schlecht fotografieren. Ist es aber verzerrt gemalt, wirkt das Gemälde auf dem Foto dreidimensional“, erklärt Strader.

Die Straßenmalerei soll übrigens im Mittelalter in Italien entstanden sein. Strader begann in den 80er-Jahren als Straßenmaler zu arbeiten, und wurde 1985 auch zum besten Straßenmaler des italienischen Festivals „Madonnari“ gekürt. Damals verdiente er als Straßenkünstler so viel, dass er mit seiner Kunst durch Europa touren konnte. Noch heute bleibt er beweglich wie die Straßenkunst selbst – und tourt als „Arkadenmaler“, in einer Art Road Show durch die deutschen Arkaden.

 Bis 18. April, 10 bis 21 Uhr in den Schönhauser Allee Arcaden, Prenzlauer Berg.

Jana Scholz

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