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Berlin: Kürzer fahren, länger warten

BVG verspricht schnelle Linien – doch bereits jetzt gibt es Kritik am neuen Netz

Eine der umfangreichsten Fahrplanänderungen der BVG (die meisten Busse und Straßenbahnen fahren von heute an nach neuen Plänen) wird bereits von Protesten begleitet. Schüler des BarnimGymnasiums in Hohenschönhausen gingen auf die Straße, weil das neue Konzept der BVG sie zwingt, nach dem Wegfall einer Buslinie auf der Fahrt unterwegs in die Straßenbahn umzusteigen. Dabei müssen die Schüler die viel befahrene Falkenberger Chaussee überqueren.

Wie berichtet, verbessert die BVG zwar ihr Angebot in der Innenstadt durch 24 neue Bus- und Straßenbahnverbindungen – die so genannten Metrolinien; dafür fallen aber in den Außenbezirken Linien weg, werden verkürzt oder auf andere Routen verlegt. Und häufig verlängern sich auch die Wartezeiten. Die neuen Metrolinien fahren dagegen 20 Stunden am Tag in kurzen Abständen von fünf oder zehn Minuten. Aus BVG-Sicht leben und arbeiten 87 Prozent der Berliner im Gebiet dieses Kernnetzes, weshalb der neue Fahrplan der Mehrheit nutze.

Das sehen Eltern in Wannsee anders. Sie kritisieren beispielsweise den Wegfall der Linie 118 zwischen den S-Bahnhöfen Wannsee und Nikolassee. Aus BVG-Sicht handelt es sich um einen unwirtschaftlichen Parallelverkehr zwischen Bus und S-Bahn, für die Schüler bedeutet es, dass sie ihren Schulbus verlieren, der vor drei Grundschulen hielt.

Auch in Lichterfelde sind Eltern und Schüler erbost. Bisher konnten die Kinder ihre Schule umsteigefrei alle zehn Minuten erreichen. Künftig müssen sie umsteigen und hätten nur noch einen Bus zur Auswahl, der alle 20 Minuten kommt. Vor sechs Jahren konnte man noch zwischen drei Buslinien wählen. Jetzt wird die Route der letzten Verbliebenen so geändert, dass sich die Fahrtzeit zum Arbeitsplatz verlängert.

Aber auch Geschäftsleute protestieren bereits – wie etwa in Spandau. Seit heute fährt dort die Buslinie 134 durch die Wilhelm- statt durch die Pichelsdorfer Straße. Damit, so fürchten die Ladenbesitzer, gehen der kriselnden Einkaufsstraße weitere Kunden aus Gatow und Kladow verloren. „Wir sind sehr unglücklich", sagt der Vize-Vorsitzende der IG Wilhelmstadt, Klaus-Peter Hartwich.

Auf Proteste ist die BVG vorbereitet. Sie hat Karten ausgelegt, auf denen die Fahrgäste ihre Kritik mitteilen können. Sie können auch formlos an die BVG schreiben. Und dort, wo der Protest berechtigt ist, werde man auch nachbessern, verspricht BVG-Chef Andreas von Arnim. Die erste Anpassung könnte es Ende Februar geben. du-/kt

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