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Die Köche des Gourmet-Preises bereiten gemeinsam ein Menü vor.

© dpa

Kulinarische Eintracht: Großer Gourmet-Preis vereint Berlins Köche

Berlins beste Köche wetteiferten um den großen Gourmet-Preis. Eine kulinarische Wortneukreation machte das Rennen.

Selten, Google einmal sprachlos zu sehen. Aber das Wort „Sawewansche“ hat Hendrik Otto ganz für sich allein, ohne sein Wirken käme es im kompletten Internet nicht vor. Seit Montagabend wissen immerhin rund 240 Gäste des „Großen Gourmet-Preises“ und ein paar aufmerksame Kellner, worum es sich dabei handelt: ausgebackene, mit Reis und Spitzkohlstreifen gefüllte Bällchen, die Otto, Küchenchef im „Lorenz Adlon“, zur geschmorten Lammschulter reichen ließ. Das Rezept stammt aus der Familie. Otto nahm fröhlich den Preis entgegen, der alljährlich jenem Koch zusteht, der es in den gesammelten Wertungen der Restaurantführer insgesamt am weitesten nach oben geschafft hat. Er steht nun in Berlin erstmals oben auf der Liste, hat Christian Lohse, den Hohepriester des langsam gegarten Onsen-Eis, vom ersten Platz verdrängt.

Gourmet-Preis bereits in neun Bundesländern

Der „Große Gourmet-Preis“ ist die Idee des Hamburger Veranstalters Andreas Dietz, der damit schon in neun Bundesländern erfolgreich ist, neun jedenfalls, wenn man Mallorca dazuzählt. Er schafft es nicht nur, Topköche an einen Tisch zu bringen, sondern ringt ihnen auch die Verständigung auf ein gemeinsames Menü ab. Sowie, am Ende, die Anerkenntnis, dass andere Köche im Urteil der Führer besser, erfolgreicher waren – eine erstaunliche Leistung, die Dietz dann auch noch, permanent im Saal herumwuselnd, mit der Moderation des Abends abrundet. Neuerdings hat er sogar die Lufthansa für die Berliner Gala als Sponsor verpflichtet. So einer muss Essen lieben.

Der Berliner Preis wurde zum dritten Mal vergeben, wie bisher im Ballsaal des Maritim-Hotels Tiergarten. Die Namen, das liegt so im System des Preises, wiederholen sich: Neben Otto und Lohse sind und waren es Matthias Diether (First Floor), Michael Hoffmann (Margaux), Michael Kempf (Facil) und Thomas Kammeier (Hugos) – freilich mit der Einschränkung, dass der mit seinem zweiten Michelin-Stern nun auf Platz drei aufgerückte Tim Raue erneut nicht teilnahm. Als Gastkoch warf sich der dreibesternte Thomas Bühner aus Osnabrück in die Bresche und servierte seinen trickreich angerichteten Minimalismusklassiker, den warmen Kartoffelschaum, in dem eine Kugel Kürbis-Curry-Eis steckt.

Wettern gegen die Molekularküche

Gunnar Tietz, Chefsommelier des „First Floor“, hatte überwiegend deutsche Weine zum Menü ausgesucht, es herrschte einträchtige kulinarische Harmonie, die keinen Sieger kannte, wenn auch die subjektive Bewertung auf der nach oben offenen Beifallskala gewisse Vorteile für Michael Hoffmanns gebeizte Lachsforelle mit geräuchertem Eiweiß, Schnittlauch und Senf zeigte – der „Koch und Gärtner“ bewies damit jedenfalls, dass mit ihm auch außerhalb der Erntesaison zu rechnen ist. Und dann brachte der aufgedrehte Christian Lohse noch ein wenig Zündstoff ins Spiel, in dem er erst per Video aus der Küche und dann noch einmal auf der Bühne heftig über die „Molekularküche“ wetterte, die erstens erledigt und zweitens schrecklich sei. So oder so: Der nächste Berliner Gourmet-Preis ist schon gebucht.

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