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Berlin: Kulturbrauerei: Künstler als Hausbesetzer

Zufrieden lässt Joachim Sommermeier seinen Blick über die sanierten Klinker-Fassaden der Kulturbrauerei schweifen. "Das, was man hier sieht, ist unser Konzept", sagt er stolz.

Zufrieden lässt Joachim Sommermeier seinen Blick über die sanierten Klinker-Fassaden der Kulturbrauerei schweifen. "Das, was man hier sieht, ist unser Konzept", sagt er stolz. Der frühere Prorektor der Kunsthochschule Weißensee gehörte zu einer Reihe von Leuten der Ost-Kulturszene um den Architekten Stefan Weiß und die Sängerin Angelika Weiz, die 1990 die Aufbruchstimmung nutzten. Sie griffen zu, als die Stadt Geld an Kulturprojekte verteilte. Schon damals sei das Ziel gewesen, die "Ruine" zu sanieren und ein Zentrum für Kultur, Gewerbe und Dienstleistungen zu etablieren, sagt Sommermeier, heute Kulturbrauerei-Geschäftsführer. Wären seine Mitstreiter und er Anfang der 90er nicht gewesen, hätte man die Gebäude womöglich abgerissen.

In dem alten Schultheiss-Betrieb wurde seit 1967 kein Bier mehr hergestellt. Ein staatliches Möbelgeschäft saß in einem Teil der Häuser. Nach der Wende besetzten Galeristen, Musiker und Veranstalter ungenutzte Räume der Treuhand-Liegenschaft. Künstler aus dem Westen sollten eingeladen werden, zugleich Ostbands eine neue Heimstätte erhalten, erzählt Sommermeier. Sie kamen: Die Liste der Musiker, die auftraten, füllt Seiten. Auch im Literaturbetrieb hatte die Ex-Brauerei bald einen Namen. Grass las dort, Heym, Wolf und Brussig.

Ein Deal mit Sat 1 machte die "Kulturbrauer" bundesweit bekannt. Für die Produktion "Einspruch" zahlte der Sender zwei Jahre Miete im Voraus. Der Saal konnte renoviert und an fünf Tagen der Woche für Veranstaltungen genutzt werden. Im TV-Abspann erschien "Kulturbrauerei". Als jedoch Sat 1 Mitglieder der Rechts-Rock-Band "Störkraft" zum Streitgespräch lud, zogen Demonstranten aufs Areal. Nachdem 1995 der Mietvertrag mit der Treuhand abgeschlossen worden war und später die Sanierung mit TLG-Geld auf die Tagesordnung kam, habe es wieder Proteste gegeben, sagt der Geschäftsführer. Gegen ein "Yuppi-Zentrum" in Prenzlauer Berg.

tob

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