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Berlin: Kundendienst für die Läufer

Sportarzt Willi Heepe ist verantwortlich für die medizinische Betreuung der Marathon-Teilnehmer

64 Jahre? Mindestens zehn Jahre jünger sieht Willi Heepe aus. Die straffe Haut ist braun gebrannt, und die Fältchen sehen aus, als kämen sie vom Lachen. Kräftig gebaut ist er und drückt den Rücken durch. Bei über 50 Marathons lief er mit, er schreibt für Laufzeitschriften und hält Vorträge, arbeitet 12 Stunden am Tag in seiner Praxis in Westend – und er ist medizinische Direktor des Berlin-Marathons. Ein Mann, der sich „eine ungewöhnliche Biologie“ erhalten und „eine Wirbelsäule wie ein 20-Jähriger“ hat.

Acht Ärzte werden auf dem Fahrrad die Strecke abfahren und für alle Fälle gewappnet sein. Zwei graue Metallkoffer haben sie dabei: vorne „der allgemeine Service, mit Sälbchen und Cremes bis hin zu Damenbinden“, hinten Sauerstoffflasche und Blutzuckermessgerät „für die erste Wiederbelebung“. Willi Heepe selbst wird mit dem Motorrad unterwegs sein, um zu koordinieren. 400 DRK-Helfer stehen an der Strecke. Schließlich solle man die Teilnehmer „nicht wie eine Automarke ohne Kundendienst laufen lassen“, findet Heepe. Mehr Sorgen bereiten ihm die Läufer, die wegen gesundheitlicher Probleme – Infekten oder Herzproblemen – eigentlich gar nicht teilnehmen dürften. „Es sind nicht nur Gesunde auf der Strecke.“ Manche wollten auch teilnehmen, ohne vorher ausreichend trainiert zu haben.

Doch ansonsten ist Heepes Bewegungsbegeisterung nicht zu stoppen: Laufen sei „die beste Therapie für gestresste Menschen, mit extrem geringen gesundheitlichen Risiken“. Eigentlich sei der Mensch fürs Laufen gebaut – und Heepe will „die Menschen in die natürliche Bewegung zurückführen“. Schließlich würden die Deutschen „immer fetter und fauler“. Über 100 Vorträge und Veranstaltungen hat der Lauf-Missionar organisiert, seit er vor 25 Jahren die Stadtmarathon-Bewegung mitbegründet hat. „Man läuft im Wald und nicht auf der Straße“, warfen ihm die Gegner damals vor. Es war die Zeit, als man Jogger am See schief angeguckt wurden. Laufschuhe waren „Monsterschiffe mit dicker Sohle und hießen Sportopäd“.

Und heute? Dieser Marathon hat mehr Teilnehmer als je zuvor. Eine Herausforderung für Heepe – und das alles erfolgt ehrenamtlich. Malte Meinhardt

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