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Lehrerprotest vorm Delphi-Kino.

© GEW Berlin

Kundgebung der Berliner GEW: Grundschullehrer: "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit"

Am Montag startete die Protestwoche der GEW. Im Mittelpunkt steht die Forderung nach mehr Geld - auch für die ehemaligen DDR-Lehrer.

Jetzt schlägt’s 13 – zumindest für die Grundschullehrer, die sich am Montag nach einer Personalversammlungn in Charlottenburg zur Kundgebung am trafen: Beim Auftakt zu einer GEW-Protestwoche demonstrierten sie für das gleiche Gehalt, das der frisch ausgebildete Nachwuchs bekommt, um ihn in Berlin zu halten: E 13, also 5300 Euro statt 4800.

„Die Kollegen haben anschaulich berichtet, wie es auf die wirkt, wenn sie weniger verdienen als diejenigen, die jetzt neu in den Beruf einsteigen“, sagte GEW- Tarifexperte Udo Mertens. Wie etwa auf die 55-jährige Karola Großmann, die von Enttäuschung und dem Gefühl fehlender Wertschätzung berichtet. Im Sommer hat sie einen Brief an den Regierenden Bürgermeister geschrieben, weil sie nicht mehr wusste, wohin mit ihrer Empörung.

Ein Brief an den Regierenden Bürgermeister

Großmann ist eine von den früheren DDR-Lehrern für untere Klassen („LuK-Lehrer“), die kein Abitur und eine andere Ausbildung als die anderen DDR-Lehrer hatten. Aber das war damals nicht ihre Entscheidung gewesen, sagt die Pädagogin: "Ich wollte Mathematik- und Physiklehrerin werden, aber durfte kein Abitur machen. Den Platz auf der erweiterten Oberschule bekamen zwei Schüler, die sich drei Jahre für die Offizierslaufbahn verpflichtet hatten."

So war das damals, und damit hat Großmann sich mehr oder weniger abgefunden. Aber dass sie jetzt - nach 34 Dienstjahren - "bis zur Pension oder bis zum Tod" 500 Euro weniger pro Monat verdienen soll als Berufsanfänger - das ist dann doch mehr, als Großmann hinnehmen will. Und darum ist auch sie nach der Personalversammlung der Charlottenburg-Wilmersdorfer Lehrer noch zur Kundgebung an der Kantstraße geblieben, "gleichen Lohn für gleiche Arbeit" zu fordern. Am Mittwoch will die GEW-Landesdelegiertenversammlung vor der Senatsbildungsverwaltung in Mitte öffentlich tagen, und am Donnerstag soll in Rummelsburg nach der Personalversammlung für die Region Marzahn-Hellersdorf protestiert werden.

Brandenburg besoldet alle Grundschullehrer gleich

Die Protestwoche fällt nicht zufällig in die letzten Verhandlungen für den Haushalt 2018/19. Bislang ist vorgesehen, dass nur ein Teil der „Bestandslehrer“ sofort auf E 13 hochgestuft wird. Aber die Forderung, allen mehr Geld zu geben – auch den Luk-Lehrern – hat neues Gewicht bekommen, weil Brandenburg vormachte, dass das besoldungsrechtlich geht: Hier erhalten alte und neue Grundschullehrer ab Januar 2019 und die LuK-Lehrern ab August 2020 die E 13.

Auch andere Bundesländern verhandeln inzwischen mit den Gewerkschaften über die Möglichkeit, den Grundschullehrern mehr Geld zu zahlen, denn sie sind längst Mangelware auf dem deutschen Markt. Den Anfang machte Berlin im Sommer 2017 - allerdings nur für die frisch ausgebildeten Lehrer. Für die anderen entwickelt die Senatsverwaltung für Finanzen gerade ein Stufenmodell. Es beschreibt, welche Fortbildungen absolviert werden müssen, damit ein Grundschullehrer "alter Art" in den neuen Laufbahnzweig „Lehramt an Grundschulen“ wechseln kann und entsprechend besser besoldet wird.

Der Senat argumentiert mir der Rechtsprechung

Die Finanzverwaltung verteidigt dieses Vorgehen damit, dass die Bildungsverwaltung für die neuen Grundschullehrer einen neuen Laufbahnzweig eröffnet habe, "der mit der Eigenart der erforderlichen Ausbildung begründet wurde", erläutert die Sprecherin der Finanzverwaltung, Eva Henkel, das Dilemma. Daher könne ihre Behörde gar nicht anders handeln, als zusätzliche Qualifizierungen zu verlangen von all jenen, die auch gemäß neuem Laufbahnzweig besoldet werden wollen. "Diese Vorgehensweise entspricht der Rechtsprechung", fügt Henkel hinzu. Die Anfrage des Tagesspiegels, warum Berlin nicht Brandenburgs Beispiel folgen und das Besoldungsrecht ändern kann, wurde nicht beantwortet.

Kiel bezahlt die Grundschullehrer schlechter

Der GEW-Hinweis, wonach auch Schleswig-Holstein auf dem Weg zu E 13 für Grundschullehrer (für Beamte A 13) ist, erwies sich als nicht ganz zutreffend: "Grundschullehrer an Grundschulen erhalten weiterhin A 12", teilte eine Sprecherin des Kieler Ministeriums auf Anfrage mit. Allerdings könnten diese E-12-Lehrer eine höhere Besoldung erreichen, wenn sie fünf Jahre lang in einer Sekundarschule gearbeitet haben.

Mehr sei nicht möglich, "weil wir ein Nehmerland sind", sagte die Sprecherin im Hinblick auf die Finanzlage.

Berlin ist auch ein "Nehmerland", allerdings ist hier der Lehrermangel noch größer als in den meisten anderen Bundesländern, weil jahrelang zu wenig Grundschullehrer ausgebildet wurden: Der Senat ließ zu, dass die Universitäten kaum Studienplätze für künftige Grundschullehrer zur Verfügung stellten.

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