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Mittlerweile gibt es Urnen unterschiedlichster Art.

© dpa

Kupferdiebe unter Verdacht: Wertvolle Urnen von Friedhof gestohlen

In Wedding verschwanden wertvolle Gefäße vom Friedhof an der Gerichtstraße. Der Bezirk vermutet Kupferdiebe hinter der Tat und will nun Kameras aufstellen. Doch das geht nicht so leicht.

Ein makabrer Diebstahl beschäftigt den Bezirk Mitte: In den vergangenen Monaten sind auf dem Urnenfriedhof an der Gerichtstraße in Wedding zwei Urnen gestohlen worden. Deshalb will der Bezirk dort jetzt eine 11 000 Euro teure Überwachungstechnik installieren lassen.

„Wir sehen keine andere Möglichkeit, als auf dem Friedhof Kameras zu installieren, um weitere Diebstähle zu verhindern“, sagt der zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU). Die Vorfälle hatten sich jeweils im Frühjahr und Herbst 2012 ereignet. Unbekannte hatten die Urnen aus dem sogenannten Kolumbarium gestohlen, wo sich insgesamt rund 400 Urnen befinden. Neben dem stillgelegten Krematorium an der Gerichtstraße existiert seit einem Jahr ein Neubau, in dem die Kolumbarien untergebracht sind. Die Gefäße sind fast alle aus Metall oder wertvollem Stein und befinden sich in Regalen. Angehörige schmücken die Nischen mit Blumen, Kerzen und anderen persönlichen Dingen.

„Es gab auch Vorschläge, die Urnen festzuketten, aber wir befürchten, dass die Diebe die Verankerungen auch gewaltsam herausreißen könnten“, so Spallek. Er vermutet, dass es sich bei den Tätern um Metalldiebe handelt, die es auf die Kupferbehälter abgesehen hatten. Dafür spricht auch die Vorgehensweise der Täter: In beiden Fällen hatten die Täter die Aschebehälter, die in den Zierurnen lagen, hinterher weggeworfen. „Mitarbeiter des Friedhofs haben die Behältnisse auf dem Max-Josef-Metzger-Platz gefunden“, so Spallek. Die sterblichen Überreste konnten den Angehörigen wieder übergeben werden.

In der Vergangenheit ist es in Berlin und Brandenburg immer wieder zu Kupferdiebstählen gekommen, pro Jahr verzeichnet die Bundespolizei bis zu 500 Fälle. Im Sommer 2008 verursachten Unbekannte in Friedrichshain beinahe eine lebensgefährliche Gasexplosion. In der Warschauer und der Petersburger Straße sägten die Täter im Keller meterlange Gasleitungen durch, um die Rohre zu stehlen. Als sie das ausströmende Gas bemerkten, flüchteten sie. Die Feuerwehr musste die Häuser räumen. Im März 2011 verschwand in Kreuzberg eine 60 Zentimeter hohe Bronzebüste des Gewerkschafters Hans Böckler. Kurz darauf fasste die Polizei in Treptow zwei Männer, die nachts Teile eines kupfernen Kirchendaches abmontiert hatten.

„Eine Tonne Kupfer kostet derzeit etwa 9500 Dollar“, sagt Ralf Schmitz, Geschäftsführer Verband Deutscher Metallhändler (VDM).

Die Videoüberwachung auf dem Friedhof soll bereits in den kommenden Wochen installiert werden. „Wir werden mehrere Kameras auf dem Gelände einrichten lassen“, sagt Spallek. Zunächst müssen aber noch ein paar rechtliche Fragen geklärt werden. Mit dem Thema Videoüberwachung auf dem Friedhof will sich jetzt auch der Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit auseinandersetzen. „Wir werden den Fall genau prüfen und schauen, ob das zulässig ist“, sagt Sprecherin Anja-Marie Gardain.

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