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Berlin: „Kurt Heinz“ in seinem letzten Hafen

In einer Woche wird der Neubau des Technikmuseums eröffnet – mit einer Riesenschau zur Schifffahrt. Noch herrscht planvolles Durcheinander

Aus diesem Durcheinander soll eine neue Attraktion werden? Kaum zu glauben, wenn man eine Woche vor der Eröffnung des Neubaus für das Deutsche Technikmuseum durch die neuen Räume geht. Auch am Sonnabend wird gebohrt, gesägt, gestrichen oder gefachsimpelt. Und so geht es die nächsten Tage weiter. Im Durcheinander steckt jedoch System. Und deshalb ist die für den Neubau zuständige Projektleiterin des Technikmuseums, Ulrike Andres, überzeugt, dass sich der Neubau am 14. Dezember als neues Schmuckstück des Museums präsentieren wird.

Dass dann am Gleisdreieck die „Lebenswelt Schiff“ zu sehen sein wird, eine der weltweit größten Ausstellungen zur über 10 000-jährigen Geschichte der Schifffahrt, ist der Hartnäckigkeit des ehemaligen Direktors Günther Gottmann zu verdanken. In Zeiten des Sparkurses setzte er beim damaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen 1996 den Bau durch. Mehrmals drohte später noch ein Baustopp, doch seit 2001 steht der Neubau, errichtet nach Plänen der Architekten Helge Pitz und Ulrich Wolff. Rund 70 Millionen Euro hat er gekostet.

Als die Arbeiter abgezogen waren, stellte man aber fest, dass nun das Geld für die Ausstattung der neuen Räume und auch für das erforderliche Personal fehlte. Bis die Lottostiftung einsprang. Nicht zuletzt wegen der Querelen um die Eröffnung des Neubaus musste Gottmanns Nachfolgerin Lieselotte Kugler das Museum verlassen. Vorbei. Nur noch eine Woche, dann können die Besucher entscheiden, ob sich alles gelohnt hat.

Schon jetzt steht fest, dass der Neubau etwas ganz Besonderes ist. Die Architekten haben ihn nach den bei der Planung vorhandenen Objekten geplant. So musste es nicht nur Platz für den in Spandau in der Havel gefundenen Kaffenkahn von 1840 geben, dessen Rumpf nun in einer 1,5 Meter tiefen Grube steht. Sein Mast mit dem Segel ragt 20 Meter hoch durch Deckenöffnungen in die darüber liegenden Stockwerke. Auch der Standort für den Dampfschlepper „Kurt Heinz“, ein weiteres Originalschiff, stand von Anfang an fest. „Kurt Heinz“ kam wie der Kaffenkahn bereits während der Bauzeit ins Museums. Um die Schiffe herum wurde dann weitergebaut.

Zu sehen sind aber nicht nur Originale und Modelle. Das Museum zeigt auch die dunklen Seiten der Schifffahrtsgeschichte. Auch die Verstrickung Preußens in den Sklavenhandel wird thematisiert. Nicht ausgespart wird zudem der umstrittene Walfang.

Für die Besucher gibt es keinen empfohlenen Gang durch die Schau; so genannte Hauptachsen weisen aber den Weg. Im nächsten Jahr soll es dann auch einen Prospekt zum Rundgang geben.

Noch ist der Neubau aber nicht komplett. An der Fassade hängt zwar als Blickfang schon seit Jahren der „Rosinenbomber“, das typische Flugzeug aus der Zeit der Luftbrücke, doch die in den Obergeschossen geplante Ausstellung zur Luftfahrtgeschichte eröffnet erst im Februar 2005. Beide Bereiche habe man nicht vermengen wollen, sagt die Sprecherin des Museums, Maria Borgmann. Kritik, bei der Luftfahrtausstellung sei geschlampt worden, wies Borgmann zurück.

Am Eröffnungstag darf man ab 14 Uhr den Neubau gratis besichtigen. Nächstes Jahr werden die Eintrittspreise des Museums dann von jetzt 3 Euro auf 4,50 Euro erhöht.

Heute steht die Eisenbahn im Mittelpunkt. Zwischen 11.30 Uhr und 16.30 Uhr fährt ein Sonderzug vom Museumsgelände zur Triebwagenhalle an der Monumentenbrücke, wo mehrere Lokomotiven gezeigt werden. Und im Lokschuppen rattern die kleinen Züge über die große Modellbahnanlage.

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