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Berlin: Kurths Kandidatur bringt die CDU in Wallung Nicht nur der herausgeforderte Joachim Zeller findet:

Konkurrenz um den Landesvorsitz belebt die Partei

Peter Kurths Kandidatur für den CDU-Landesvorsitz hat seine Partei in eine fiebrige Personaldiskussion gestürzt. Nur Tendenzen – die einen für Kurth, die anderen für Zeller – sind zu sehen. Doch noch ist völlig offen, wer am 24. Mai zum neuen Landesvorsitzenden gewählt wird und dann den machtpolitischen Gegenpol zu Frank Steffel bildet. Eine Mitgliederbefragung, die noch vor dem Parteitag die Stimmung in der Partei abbilden würde, dürfte wegen der Kürze der Zeit nicht mehr organisiert werden.

Einstweilen bemühen sich die Funktionäre allenthalben, dem Rennen um den Landesvorsitz alles Zerstörerische zu nehmen. Von einer bevorstehenden Kampfabstimmung spricht offiziell keiner. Die stellvertretende Kreisvorsitzende von Neukölln beispielsweise, Stefanie Vogelsang, legt großen Wert auf die Feststellung, „dass wir Joachim Zeller sehr schätzen“ – um dann anzukündigen, ihr Kreisverband werde auf dem Landesparteitag „geschlossen Peter Kurth“ unterstützen. Wie sich die mitgliederstarken Kreisverbände Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf entscheiden werden, steht in den Sternen. Peter Kurth ist politisch in Wilmersdorf zu Hause – der hiesige Kreisvorsitzende aber, Ingo Schmitt, könnte mit dem Kandidaten Zeller als dessen Schatzmeister antreten. Über Steglitz-Zehlendorf sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende Michael Borgis, dass dort „ein offenes Rennen im positiven Sinne“ stattfinde. Anders gesagt: Borgis hält in diesem mitgliederstärksten Kreisverband alles für möglich – auch, nachdem sich die Dahlemer CDU auf Peter Kurth festgelegt hat. Denn die stellt nur 13 von über 50 Delegierten aus dem Bezirk.

160 der rund 330 Delegierten soll Kurth auf seiner Seite gehabt haben, als er sich am Mittwoch zur Kandidatur entschlossen hat. Wie genau diese Rechnung ist – und wie sie im Einzelnen funktioniert –, wissen nur wenige in der Berliner CDU. Es gelten hier nicht allein mathematische Gesetzmäßigkeiten. Das Kalkül für Kurth geht von einem gewissermaßen „eigendynamischen Additionsverfahren“ aus: Indem der Kandidat angetreten ist, haben sich seine Mehrheitschancen schon kräftig verbessert. Er kann sie weiter vergrößern, indem er der Partei einen überzeugenden Generalsekretär oder eine mitreißende Generalsekretärin vorschlägt.

Zeller wiederum leidet in der innerparteilichen Debatte daran, dass er mit Kai Wegner einen Kandidaten fürs Generalsekretärsamt ins Gespräch gebracht hat, der vor allem als Steffel-nah gilt. Auch wundern sich Kreisvorsitzende darüber, dass Zeller sich sofort auf Wegner festgelegt hat. Und außerdem verbinden sie mit Zellers Kandidatur die Enttäuschung von Christoph Stölzl: Ganz überraschend sei der zurückgetreten, sagt ein Kreisvorsitzender –, um gleich nach dem Rücktritt Joachim Zeller vorzustellen? Das ist bei einigen nicht gut angekommen – sie sprechen deshalb von Tendenzen in Richtung von Peter Kurth.

Der will am Dienstagabend mit den Parteifreunden des Ortsverbandes Gesundbrunnen diskutieren, mitten in der politischen Heimat von Joachim Zeller. Der Herausgeforderte kann dem Rennen, in dem er sich plötzlich befindet, immerhin so viel Positives abgewinnen, dass er sagt: „Die Debatte über zwei Kandidaten tut der Union gut.“ Vor fünf Jahren sei so etwas gar nicht möglich gewesen.

Zu alldem sagt nur einer nichts: Fraktionschef Steffel.

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