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Berlin: Kurve der Gewalt zeigt auch unter Kindern nach oben

Zahl der Raubüberfälle und Körperverletzungen 1996 deutlich gestiegenVON KLAUS WIEKING BERLIN.Immer mehr Kinder in Berlin begehen Gewaltdelikte.

Zahl der Raubüberfälle und Körperverletzungen 1996 deutlich gestiegenVON KLAUS WIEKING BERLIN.Immer mehr Kinder in Berlin begehen Gewaltdelikte.Im vorigen Jahr stieg die Zahl der Verdächtigen unter 14 Jahre, die des Raubes oder der Körperverletzung bezichtigt werden, um über sechs Prozent an.Auch die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen erreichte im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand.Insgesamt setzte sich der Trend zu immer mehr Gewalt auch 1996 ungebremst fort.Dies geht aus dem behördeninternen Jahresbericht des Polizeipräsidenten zur "Jugenddelinquenz in Berlin" hervor, der dem Tagesspiegel vorliegt. Im vergangenen Jahr wurden in Berlin von der Polizei insgesamt 10 602 tatverdächtige Kinder ermittelt, das ist gegenüber 1995 eine Steigerung um 7,8 Prozent.Auch bei den Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahre stieg die Zahl der Tatverdächtigen gegenüber dem Vorjahr um 970 auf 18 830.Dies entspricht einer Steigerung um 5,4 Prozent.Etwas gebremster fiel hingegen insgesamt die Steigerungsrate bei den tatverdächtigen "Heranwachsenden" im Alter von 18 bis 21 Jahre aus; sie stieg um 0,5 Prozent.Im Zeitraum 1993/1994 hatte sie noch 6,3 Prozent betragen. Besonders steil war 1996 die Kurve der sogenannten Rohheitsdelikte.Obwohl die Zahl der Kinder unter 14 Jahre von 1993 bis 1996 innerhalb der Gesamtbevölkerung um sieben Prozent abgenommen hat, stieg die Zahl derjenigen, gegen die 1996 wegen Raubes und Körperverletzung ermittelt wurde, um 6,3 Prozent auf 1 708 an.Bei den Jugendlichen lag die Zunahme im gleichen Bereich bei 10,6 Prozent, während die Heranwachsenden sogar acht Prozent mehr Körperverletzungen und 15,5 Prozent mehr Raubüberfälle begingen. Der Bereitschaft zur Gewalt entspricht die Zahl der Waffen, die mitgeführt und, so der Bericht, auch immer häufiger eingesetzt werden.So kassierte die Polizei im vergangenen Jahr über 53 Prozent mehr Hieb-, fast 30 Prozent mehr Stich- und über 44 Prozent mehr Schußwaffen als 1995.Insgesamt stieg der Anteil der Raubtaten unter allen registrierten Straftaten Jugendlicher von 36 Prozent im Jahr 1995 auf 45 Prozent im vergangenen Jahr.Im gleichen Zeitraum kletterte der Anteil der Körperverletzungen von 16 auf 19 Prozent an. Deutliche Veränderungen bemerkte die Polizei bei der Entwicklung der Gruppengewalt unter Jugendlichen.Während es früher laut dem Bericht feste Jugendgangs gab, so gibt es heute fast nur noch "lose" Gruppen, die spontan zusammenkommen.Auch bei den gemeinschaftlich ausgeübten Straftaten ist der Anteil der Raubdelikte unter Berücksichtung aller anderen Straftaten aber sehr hoch und kontinuierlich angestiegen. Nach wie vor hoch ist der Anteil "nichtdeutscher Tatverdächtiger" an der Kriminalitätsstatistik der unter 21jährigen.39 Prozent aller Verdächtigen haben einen ausländischen Paß.Als Gründe für diesen hohen Prozentsatz führt der Jahresbericht u.a.ethnische Konflikte, Integrationsschwierigkeiten sowie Perspektivlosigkeit auf dem Arbeitsmarkt an. Einziger Lichtblick im düsteren Bericht ist die Abnahme der Kriminalität in der Schule und auf dem Weg dorthin.Hier habe die Begehung von Straftaten "gravierend nachgelassen", resümiert der Bericht.Nach Angaben des Landesschulamts sank die Zahl der Straftaten in den rund 1 000 Berliner Schulen auf 369 Fälle.Dies ist ein Rückgang um 26 Prozent.Der Leiter des Landesschulamtes, Wilfried Seiring, führt dies vor allem darauf zurück, daß die Lehrerschaft energischer gegen kriminelle Schüler vorgehe."Es ist nicht nur Prävention, sondern auch Repression erforderlich", sagt Seiring.

KLAUS WIEKING

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