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Berlin: Kurz, schmerzlos, grün

Wie die Oppositionspartei Wichtiges schnell entschied

Von Sabine Beikler

Die Grünen bewegen sich doch: Dass die rund 150 Landesdelegierten auf ihrem Parteitag am Sonnabend zwei wichtige Entscheidungen kurz und schmerzlos treffen, hätte vorher niemand prognostizieren wollen: erstens die Wahl der neuen Parteivorsitzenden Almuth Tharan, und zweitens das Plazet für den erweiterten Landesvorstand.

Trotz der inzwischen besseren Bezahlung ist der Parteivorsitz nicht sonderlich beliebt: Es haftet ihm das Image der zweiten Reihe an, die Einflussmöglichkeiten sind begrenzt, da die „Politik sowieso im Parlament gemacht“, lautet der Tenor vieler Grünen-Mitglieder. Schließlich fanden sich zwei Bewerberinnen, die außerhalb des Landesverbandes bisher kaum oder gar nicht aufgefallen waren: Almuth Tharan und Barbara Fenski. Die Kandidatur von Tharan, der Grünen-Kreischefin in Pankow, war quasi gesetzt. Im Januar kam nach der Wahl des neuen Fraktionsvorstands im Abgeordnetenhaus vor allem bei den Vertretern des ökologischen Flügels enormer Unbill auf: Wenn schon niemand in den Fraktionsvorstand gewählt worden ist, dann muss es wenigstens einen „Öko-Vertreter“ im Landesvorstand geben. Almuth Tharan war die ideale Kandidatin: Die Ostdeutsche kommt aus der Ökologie-Bewegung und war als Parlamentarierin von 1999 bis 2001 umweltpolitische Sprecherin ihrer Fraktion.

Ihre Konkurrentin, die Rechtsanwältin Barbara Fenski, ist erst seit 2000 Mitglied, hat keine landespolitische Erfahrung und wurde von ihrem Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg auch nicht gefördert: Fenski hatte den Kreuzberger Direktkandidaten für den Bundestag, Christian Ströbele, nicht unterstützt. Doch auch Almuth Tharan war keine „Spitzenkandidatin“. Ihr fehle die überzeugende Außenwirkung, sie sei zu integrativ und zu konfliktscheu, hieß es. Dass sie im zweiten Wahlgang trotz der Bedenken gewählt wurde, hängt auch mit der zweiten, vor der Wahl getroffenen Entscheidung zusammen: den Landesvorstand zu erweitern. Durch die Öffnung des beratenden Gremiums für Bundes- und Landesparlamentarier sollen sich Fraktion und Partei besser absprechen und koordinieren können.

Unspektakulär dagegen verlief das offene Rennen um den männlichen Part der Doppelspitze. Schon im ersten Wahlgang setzte sich der amtierende Landeschef Till Heyer-Stuffer gegen Thomas Birk durch.

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