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Berlin: Kurzfilmpremiere im WMF: Ewiges und einziges Thema

Zuerst macht der Ton Probleme. Der Film läuft geräuschlos an.

Zuerst macht der Ton Probleme. Der Film läuft geräuschlos an. Man sieht Djuna Lou Finidee und Theo Altenberg auf einer Wiese, sie im üppigen Spitzenkleid, ihn in Knickerbocker-Hosen. Es ist Feldforschung, was die beiden da treiben. Teilnehmende Beobachtung am Institut für Frequenztheorie und Romantic Law. Theo Altenberg leckt Djuna Lou Finidee hingebungsvoll ein bisschen dunkelrotes Blut vom Schenkel.

20 Minuten taumeln Theo und Djuna durch Wiesen und Betten, durch Galerien und Supermärkte. Sie treffen Menschen, mal stimmt die Frequenz, mal nicht. Und wenn sie stimmt, wird es gefährlich und nervös, weil Djuna Lou Finidee damit anfängt, in Zeitlupe am Hals der Rotweinflasche zu nesteln. Djuna Lou Finidee behält den Mund stets leicht geöffnet, so dass zwischen ihren Lippen eine schwarze Stelle erscheint - als könne sie nicht fest zubeißen.

Eine No-Budget-Filmpremiere im schummrigen WMF. Ein Film, der sich in Andeutungen verliert, der nichts zeigt, aber erahnen lässt, dass Liebe, Sex und Zärtlichkeiten ohne Angst gemeint sind - ein anarchisches Paar auf der Suche nach dem ultimativen Dritten, der Vierten und dem Fünften. Ein Film, der das Publikum ratlos, aber wohlwollend zurücklässt.

"Eine kleine Frequenztheorie" heißt das barocke Werk, dessen Darsteller allesamt nach übereinstimmender Schwingungszahl ausgesucht wurden. "An den Augen merkt man das", sagt Djuna Lou Finidee. Sie sitzt auf dem Sofa im Gang des WMF, neben dem blitzenden Altenberg. "Es ist nämlich so, das Angst Liebe verhindert." Altenberg sagt: "Aber man kann sich von ihr befreien." Sie wollen keine schnöde Bigamie, sondern unmoderne Romanzen, mit Werben und Schmachten und vor Liebe vergehen. Mit allem, was sich bewegt. "Das ewige Thema ist das einzige Thema ohne Gebrauchsanleitung", meint Theo Altenberg, der in den 70er Jahren einen Utopieversuch namens "Sex & Communismo" wagte, später mit Joseph Beuys auf der Documenta arbeitete, Drehbücher schrieb, Performances machte. "Wir haben kilometerweit geforscht."

Der einlullende Soundtrack stammt von Suchtrupp, Burnt Friedmann und Das Es, die milchig kreisenden, großartig verquollenen Bilder von Hans Schauerte und Heiko Rahnenführer. Das nächste Projekt des Künstlerduos ist ein abendfüllender Spielfilm mit dem Titel "Endorphine - ein Sexfilm über die Liebe". Es geht um verknotete Beziehungen und Zuneigung, die sich ausdehnt.

Esther Kogelboom

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