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Berlin: Kuscheln im Sauna-Ufo

Ein Traum in Weiß: So schwitzt es sich im Treptower Badeschiff bei sphärischer Musik und Pfefferminztee

Draußen, hinter der milchigen Außenhaut des Badeschiffs, glänzt matt das Eis auf der Spree. Dahinter die Lichter des Osthafens, rechts schimmert türkis das Schwimmbecken auf dem Nachbarponton in den Januarabend. Der Ofen knistert, es duftet nach Birkenholz. Gedämpfte Gespräche drehen sich um Kälte, Eis und Schnee, manche auch um das letzte Arbeitsessen oder die nächsten Schritte in der Liebe.

Vor ein paar Wochen hat das Badeschiff der Arena in Treptow den Winterbetrieb aufgenommen – Zeit für einen Schwitztest. Das in der Spree vor Anker liegende Freibad hat ein Dach und noch zwei Nachbarhallen auf dem Steg bekommen, mit zwei Saunen und einer Lounge. Die Umkleide befindet sich außerhalb in einem Arena-Anbau. Hier herrscht zwar schon Sauna-Feeling, doch zum Schiff muss man erst in Bademantel und Latschen ein paar Meter durch die Kälte und dann über die Gangway.

Im Badeschiff gibt es nur Tageskarten. Die kosten zwar zwölf Euro, dafür wird aber auch niemand hektisch, um rechtzeitig vor Ablauf der bezahlten Stunden rauszukommen. Ungemütlich eng wird es nicht, aber gegen 20 Uhr kommen doch so viele aus ihren Büros ins Badeschiff, dass Querliegen in der Sauna kaum noch drin ist. Das sei nicht nur an diesem Tag so, sagt Arena-Sprecherin Lone Bech. „Unsere Erwartungen haben sich erfüllt“, sagt sie. „Abends ist es immer voll bis zur letzten Liege.“ Die meisten der überwiegend jungen Besucher sind offenbar noch als Entdecker hier. Überall Fragen wie „Ist da die Damensauna?“ (ist sie nicht), das Stöhnen „Hier ist es ja noch heißer als drüben!“ oder schlicht ein staunendes „Ist das spacig!“ Das bezieht sich auf die weiße Dachkonstruktion, die sich in drei Schläuchen über Badeschiff, Saunen und Lounge legt. Raupe und Ufo sind die am häufigsten genannten Vergleiche.

Besonders außerirdisch kommt sich vor, wer an der Bar zu sphärischer Musik einen Pfefferminztee oder sein Feierabendbier trinkt. Ringsum ist alles weiß. Die Außenwand, das Neonlicht, Abluftschläuche, Bademäntel, Handtücher, Futonliegen – alles ist farblich abgestimmt. Kalt und warm zugleich. Auf den Liegen haben es sich einige Paare bequem gemacht, kuscheln oder massieren einander.

In der kleinen Sauna bewegt sich der Zeiger auf die 95-Grad-Marke zu. Das Gespräch verstummt, die Blicke richten sich nach draußen. „Jetzt aus dem Becken krabbeln und auf der Spree schliddern“, ruft einer. Das geht zwar nicht, aber immerhin kann man im 22 Grad kühlen Becken hinter Kunststofflamellen ein kurzes Stück nach draußen schwimmen, den Blick durch den Dampf von den Treptowers zur Oberbaumbrücke schweifen lassen und feststellen, dass das Ufo doch noch im guten, alten Berlin festgemacht hat.

Öffnungszeiten: täglich 10 bis 24 Uhr. Noch bis 15. April. Der Eintritt kostet 12 Euro. Das Badeschiff im Internet: www.badeschiff.de

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