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Berlin: Kuscheln mit den Störenfrieden

Die Spreewald-Grundschule betreut Problemkinder in einer eigenen Tagesgruppe

In ihren Klassen sind sie als Störer bekannt. Sie spucken, beißen, verweigern die Arbeit und greifen sogar den Lehrer an: Schüler, die als „nicht beschulbar“ gelten, Kinder mit „sozialen Defiziten“. In einem bundesweit einzigartigen Kooperationsprojekt hat die Spreewald-Grundschule in der Pallasstraße gemeinsam mit dem Jugendamt des Bezirkes Tempelhof- Schöneberg und dem Träger „Jugendwohnen im Kiez“ seit Beginn dieses Schuljahres eine kleine Tagesgruppe für schwer erziehbare und verhaltensgestörte Kinder eingerichtet. Nun stellten die Träger das Projekt erstmals vor.

Die Gruppe, die momentan von fünf Kindern besucht wird, ist in den normalen Schulbetrieb eingegliedert. Alle Schüler können so vormittags am Unterricht in ihren jeweiligen Klassen teilnehmen. Nur wenn es Probleme gibt, Zank, Streit, eine Prügelei, schreiten die Betreuer ein. Zu ihnen gehören Erzieher Gerhard Leitz von „Jugendwohnen im Kiez“, Sozialpädagogin Beate Schöpe und ein Familientherapeut.

Am Nachmittag werden die Schüler, die meistens aus schwierigen Familienverhältnissen stammen, bei ihren Hausaufgaben betreut. Es wird auch gespielt und „viel gekuschelt“, sagt Beate Schöpe. „Die Kinder genießen die Zuwendung.“ Damit die Betreuung individuell und intensiv bleiben kann, ist die Größe der Gruppe auf maximal sechs Kinder beschränkt.

Bevor ein Schüler in die Tagesgruppe aufgenommen wird, müssen die Eltern ihr Einverständnis geben. Regelmäßig kommen sie außerdem zu Gesprächen in die Schule. Neunzig Euro kostet ein ganzer Tag in dieser besonderen Gruppe, die Kosten übernimmt das Jugendamt. Die Senatsverwaltung für Jugend und Sport zahlt das Gehalt einer Erzieherin. Alles zunächst befristet auf ein Jahr.

„Diese Gruppe ist keine Strafmaßnahme“, sagt Schulleiter Erhard Laube. Ziel sei es, die Kinder in den normalen Schulbetrieb zu integrieren, betont auch Bildungssenator Klaus Böger (SPD). Als Alternative zur Tagesgruppe bliebe den problematischen Schülern nur ein Heim oder die Jugendpsychiatrie. tja

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