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Kein Hü bei Hott. Pferde sollen nicht unter der Sonne leiden.

© Florian Gaertner/imago

Kutschfahrten in Berlin: Brauchen Pferde in Berlin hitzefrei?

Die Tierschutzbeauftragte will die Kutschfahrten in der Hauptstadt bei über 30 Grad Celsius einstellen. In Österreich brach im Juni bereits ein Pferd zusammen.

Steigen die Temperaturen über 30 Grad Celsius, dann soll das Wohlergehen der im Stadtbereich eingesetzten Pferde vor Kutschen stärker kontrolliert werden. Im Einzelfall könne auch angeordnet werden, dass der Pferdefuhrbetrieb eingestellt wird. Das fordert die Senatsverwaltung von den Veterinärämtern der Bezirke in einem aktuellen Rundschreiben.

„Hintergrund ist, dass Pferde nicht nur bei abverlangter Leistung bei hohen Temperaturen leiden, sondern auch zum Beispiel bei langen Wartezeiten in praller Sonne einen Sonnenstich erleiden können“, erklärt die Berliner Landestierschutzbeauftragte Diana Plange. Gerade die in der Innenstadt eingesetzten Rassen, darunter Haflinger und Friesen, haben mit hohen Temperaturen zu kämpfen. „Im Juni dieses Jahres gab es bereits in Österreich einen tragischen Fall, bei dem zwei Kutschpferde zusammengebrochen sind und eines davon starb“, schreibt Plange.

Die neue Berliner Regelung ist ein Vorgriff auf die überarbeiteten und ergänzten Kutschenleitlinien, die derzeit in der Abstimmung sind. Vor neun Jahren traten die Berliner Leitlinien für Pferdefuhrwerksbetriebe in Kraft. Sie schreiben Pausenzeiten für Pferde und die Dokumentation der Kutschfahrten vor. Ob die geänderten Leitlinien noch im Sommer komplett in Kraft treten, hänge von der Dauer der Prüfung ab.

"Wir halten uns an die Vorschriften“

Plange, die selbst ein Fahrabzeichen erworben hat und über jahrelange praktische Erfahrung verfügt, regt unter anderem an, dass zum Schutz von Menschen und Pferden immer zwei Kutscher einen Wagen begleiten. „Denn gehen die Pferde wirklich einmal durch oder kommt es zu einem Unfall, dann kann einer allein nicht viel ausrichten“. Auch sollten die Pausen auf einem unbefestigten Platz im Schatten stattfinden.

Klaus Winkelmann, der bereits erfolgreich gegen das Kutschenverbot vor dem Brandenburger Tor geklagt und vor dem Verwaltungsgericht Recht bekommen hatte, ist Pferdewirt sowie Fahrtrainer und mit seinen Kutschen in der Innerstadt unterwegs. „Ich denke, dass allen im Stadtbereich tätigen Kutschern die Gesundheit ihrer Tiere am Herzen liegt. Wir halten uns an die Vorschriften“, sagt er. Für ihn, der acht Pferde hat und drei Fahrer sowie zwei Stallkräfte beschäftigt, sei es existenzbedrohend, wenn es ihm immer schwerer gemacht werde, mit den Kutschen in die Stadt zu fahren. Die überarbeiteten Kutschenleitlinien hält er für überflüssig.

Claudia Braun

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