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Ladenöffnungszeiten: Der Dom schließt sonntags seinen Shop

Die Kirche ist gegen den Verkauf am Ruhetag, verstieß aber selbst dagegen. Nun reagierte die Domgemeinde und stellt den Verkauf am Sonntag ein.

Von Fatina Keilani

Ab sofort bleibt der Laden im Berliner Dom sonntags geschlossen. Das teilte die Domgemeinde am Donnerstag mit. Damit reagierte sie auf den öffentlichen Druck und den Vorwurf, mit zweierlei Maß zu messen. Die Kirchen hatten sich massiv gegen den Sonntagsverkauf gewendet.

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg hatte kürzlich herausgefunden, dass in vielen Berliner Kirchen am Sonntag Waren verkauft werden. „Wenn das Gesetz gilt, dann für alle“, hatte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Verbands, Günter Päts, kritisiert. „Die Sonntagsruhe in den Vordergrund zu schieben und sie dann nicht einzuhalten – das geht nicht.“ Entsprechend verbuchte der Verband die nun beschlossene Schließung als Erfolg. „Die Kirche hatte offensichtlich ein schlechtes Gewissen angesichts ihrer eigenen Auslegung des Berliner Ladenöffnungsgesetzes“, so Päts.

Während die meisten anderen Kirchen vor allem Produkte verkaufen, die mit der kirchlichen Arbeit zu tun haben und deren Erlös auch wieder dorthin fließt, geht das Warenangebot des Dom-Shops weit darüber hinaus. Hier gibt es auch Krimis, Seifen, Schmuck und übliche Souvenirs. Bisher war der Laden auch sonn- und sogar feiertags bis 18 Uhr geöffnet. Am Sonnabend bleibt er auch weiterhin von 11 bis 18 Uhr offen.

Der Sprecher der evangelischen Kirche, Volker Jastrzembski, hatte die Sonntagsöffnung noch verteidigt. „Der Dom ist ein Touristenmagnet sondergleichen“, sagte er. Der Laden sei wohl eher mit einem Museumsshop zu vergleichen, und: „Nach dem Ladenöffnungsgesetz dürfen Souvenirs und Geschenkartikel auch am Sonntag verkauft werden.“

In der Domgemeinde hat man mittlerweile selbst gemerkt, dass es darauf gar nicht ankommt. „Argumentativ bewegt man sich da auf Glatteis“, räumte Pressesprecherin Antje Zimmermann ein.

Für den Dom als größte Kirche Berlins ist der Shop ein wichtiger Geldbringer, der zum Haushalt der Kirche maßgeblich beiträgt. Die Gemeinde hat nur 1200 Gemeindeglieder; lediglich 1,8 Prozent des Haushalts werden aus der Kirchensteuer finanziert, da die sich nach der Zahl der Gemeindeglieder errechnet. „Der Sonntag war einer der umsatzstärksten Tage im Dom-Shop“, sagt Zimmermann. Darüber und über die Eintrittsgelder wird der Unterhalt des prächtigen Gebäudes „im Stil einer barock beeinflussten italienischen Hochrenaissance“ (Homepage) und dessen Verwaltung finanziert. Durch die Shop-Schließung entstehe ein Defizit von 20 000 bis 30 000 Euro, die an anderer Stelle eingespart werden müssten.

Der Sonntag ist auch bei den umliegenden Souvenirhändlern ein Geldbringer. „Wir haben am Wochenende den meisten Umsatz, denn viele Touristen fliegen am Sonntagabend wieder nach Hause und wollen noch schnell Mitbringsel kaufen“, sagt Regina Wendenburg, 42, vom Souvenirshop „Krawatten-Schmiede“ gleich um die Ecke. Sie selbst habe es mit der Kirche nicht so, aber: „Wer als gläubiger Mensch den Sonntag achten will, muss dann ja nicht einkaufen.“

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg und das Erzbistum Berlin waren gegen das Berliner Ladenöffnungsgesetz sogar bis vors Bundesverfassungsgericht gezogen. Es ging dabei vorrangig um den Verkauf an Adventssonntagen. Der Dom-Shop hatte bisher auch dann geöffnet. Pfarrer Gregor Hohberg von der benachbarten Kirche St. Marien findet indes schon den Bücherstand in seiner eigenen Kirche inkonsequent. Er sagt: „Der Sonntag als Ruhetag ist ein Schatz, den es zu bewahren gilt, egal ob man in die Kirche geht oder nicht.“

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