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Berlin: Ladenschluss-Initiative: Die Händler wollen vor allem den längeren Sonnabend

Vor allem am Sonnabend wollen Berliner Einzelhändler ihre Geschäfte länger öffnen, sollte es ihnen ein neues Gesetz künftig erlauben. An Werktagen gibt es offenbar weniger Interesse, nach 20 Uhr weiter zu verkaufen.

Vor allem am Sonnabend wollen Berliner Einzelhändler ihre Geschäfte länger öffnen, sollte es ihnen ein neues Gesetz künftig erlauben. An Werktagen gibt es offenbar weniger Interesse, nach 20 Uhr weiter zu verkaufen. Gleichzeitig beklagte der Hauptgeschäftsführer des Berliner Einzelhandelsverbandes, Nils Busch-Petersen, die "Blockadepolitik" der Gewerkschaften DAG und HBV. Sie lasse schwierige Verhandlungen über eine Ausdehnung der Arbeitszeit in den Betrieben befürchten.

Busch-Petersen bezeichnete die Empfehlung der Wirtschaftsstaatssekretäre der Bundesländer vom Montag, die Geschäftszeiten von Montag bis Freitag bis 22 Uhr und am Sonntag bis 20 Uhr auszuweiten, als einen "Schritt in die richtige Richtung". Vor allem der längere Sonnabend sei den Geschäftsleuten wichtig. "Er ist ein hochinteressanter Familieneinkaufstag", sagte Busch-Petersen. Hier werde es am ehesten weitere Öffnungszeiten geben. Hingegen werde die Zeit nach 20 Uhr an Werktagen aller Voraussicht nach kaum nachgefragt werden. Das zeigten auch internationale Erfahrungen. Gleichwohl könnten Händler ihren Bedürfnissen entsprechend selbst entscheiden, ihre Geschäfte offen zu halten.

Für die Geschäftsführer von KaDeWe und Galeries Lafayette steht der einkaufsoffene Sonnabend bis 20 Uhr im Vordergrund. "Das ist unser Nahziel", sagte Volker Weihe vom KaDeWe. Aber erst wenn es die gesetzliche Grundlage gibt, könne man mit dem Betriebsrat über die Arbeitszeiten verhandeln: "Das bietet sehr viel Konfliktstoff." Ob wochentags ein Bedarf bis 22 Uhr besteht, "wird der Markt zeigen". Patrice Wagner von Galeries Lafayette rechnet derzeit nicht damit, dass er sein Haus wochentags nach 20 Uhr öffnen wird. Die bisherigen Zeiten seien ausreichend. "Niemand wird öffnen, bloß weil er dann darf", sagt Wagner.

Auf andere Erfahrungen verweist Thomas Greiner, Sprecher des Medienkaufhauses Dussmann an der Friedrichstraße. Das Geschäft, das beim Einsatz von Prokuristen als Verkaufspersonal montags bis sonnabends bis 22 Uhr geöffnet haben darf, macht 30 Prozent seines Umsatzes in den Stunden nach 20 Uhr. Die Empfehlung aus dem Bundesrat bezeichnet Greiner als "Lachnummer von Bürokratenköpfen". Es sei verrückt, dass am Sonntag geschlossen bleiben soll und die Politik vor einer Koalition von Kirche und DGB eingeknickt sei.

Widerstand gegen das Gesetzesvorhaben kündigen die Gewerkschaften DAG und HBV an. Der Ladenschluss werde zum zentralen Thema der im September beginnenden Manteltarifvertragsverhandlungen, sagte Roland Tremper von der DAG. Im Rahmen dieser Verhandlungen gebe es für die Gewerkschaften auch immer die Möglichkeit zum Warnstreik. Manche Gewerkschafter räumen aber hinter vorgehaltener Hand ein, dass eine Ausweitung der Geschäftszeiten am Sonnabend wohl nicht zu verhindern sein wird, möglichst aber nicht über 18 Uhr hinaus.

Mitte September werden sich die Wirtschaftsminister der Länder mit dem Thema befassen, anschließend soll die Gesetzesinitiative den Bundesrat passieren und dem Bundestag zugeleitet werden, der über das Gesetz zu befinden hat.

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