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Berlin: Lächeln!

B erlin wird derzeit einer Art Gehirnwäsche unterzogen, und zwar aus höchst hehren Motiven. Die Fußball-WM gilt als Prüfstein dafür, ob der notorisch missgelaunte Eingeborene in der Lage ist, auf Dauer freundlichen Kontakt mit den Außerberlinischen zu pflegen.

B erlin wird derzeit einer Art Gehirnwäsche unterzogen, und zwar aus höchst hehren Motiven. Die Fußball-WM gilt als Prüfstein dafür, ob der notorisch missgelaunte Eingeborene in der Lage ist, auf Dauer freundlichen Kontakt mit den Außerberlinischen zu pflegen. Allenthalben blühen beispielsweise Englischkurse, doch auch dies birgt Tücken. Denn dass wir fortan in der Lage sind, unsere Besucher mit international üblichen Floskeln wie „Piss off“ oder „Fuck you“ zu beleidigen, muss nicht unbedingt ein Fortschritt sein.

Nein: Wahre Herzlichkeit kommt von innen. In diesem Sinne ist die WM-Plakatkampagne zu verstehen, die jetzt nicht etwa als Botschaft Berlins an die Welt konzipiert wurde, sondern als suggestive Botschaft Berlins an sich selbst: Lächeln! Das erste oder zweite Plakat der Serie mag noch Rätsel aufgeben, doch bald wird sich die Ansteckung in der ganzen Stadt ausbreiten, bis wir selbst uns kaum noch wiedererkennen. Englischkurse? Sind bald überflüssig. Die ganze Welt wird die Sprache dieser schrecklich netten Hauptstadt lernen wollen.

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