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Berlin: Läden auf, Läden zu

Heute öffnen nur einige Geschäfte. Wowereits Idee, mehr Verkaufs-Sonntage zu erlauben, ist umstritten

Gisela Seiffert steht am Sonnabend mitten im LeiserGeschäft an der Tauentzienstraße, gibt nicht nur über Schuhe Auskunft. Kunden fragen, ob auch am Sonntag offen ist, wie in allen großen Einkaufszentren, etwa den Potsdamer Platz Arkaden. Oder dem fernen Medienkaufhaus Dussmann an der Friedrichstraße, das stets und ständig geöffnet scheint. „Natürlich öffnen wir,“ sagt Gisela Seiffert freundlich, „wir sind doch Hauptstadt.“

So wird also hier und heute bei Leiser verkauft, auch bei Schuhtick gegenüber, während in Sichtweite die Konkurrenten Salamander und Deichmann geschlossen haben. „Wir machen auch nicht auf“, sagt eine Verkäuferin von Niketown, während sie einem Kunden Sportschuhe zeigt. „Ist schon komisch, wo doch Sonntag hier der Marathon vorbeiläuft.“ Die meistbesuchte Einkaufsstraße Berlins wird zum Großereignis wieder ein Flickenteppich offener und geschlossener Geschäfte sein. Offen ist das Europa-Center, dicht sind das KaDeWe und Peek & Cloppenburg: „Bloß nicht Sonntagsarbeit“, sagt dort eine Verkäuferin, „aber irgendwann erwischt es uns.“ Nils Busch-Petersen, der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, spricht von einem typischen „Paragraf-14-Sonntag“ des Ladenschlussgesetzes. Vier Mal im Jahr dürfen Geschäfte offiziell sonntags öffnen. Sollte nach dem Willen des Bundesrats das Gesetz zur Ländersache und die Öffnungszeit weiter liberalisiert werden, könnte der Sonntag als Einkaufstag noch richtig populär werden. Der Regierende Bürgermeister hat darüber schon nachgedacht - und mit Nils Busch-Petersen gesprochen. „Wir müssen uns bei den Sonntagsöffnungszeiten auf irgendwas zwischen vier und 52 Mal einigen“, sagt er. „Aber der Sonntag bedarf eines besonderen Schutzes.“

Das KaDeWe sieht für die Sonntagsöffnung „im Augenblick keinen Bedarf“. In den kleinen Einzelhandelsgeschäften an der Tauentzienstraße findet der „offene Sonntag“ auch keinen Gefallen. Das rechne sich nicht. „Ich bin absoluter Fan von völlig offenen Verkaufszeiten“, sagt Kunde Christian Baumgarten. „Ich bin berufstätig, finde kaum Zeit zum Einkaufen.“ Vorm Leiser-Schaufenster sieht sich das Ehepaar Ruth und Wolfgang Bubig Stiefel an. „Uns tut das Personal Leid. Ich war 44 Jahre Verkäuferin im KaDeWe“, sagt sie. „Ich habe mich immer auf den freien Sonntag gefreut!“C. v. L.

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