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Lärmschutzwand: Nikolasseer kämpfen gegen zehn Meter hohe Mauer

Es gibt Proteste der Anwohner gegen eine von der Bahn geplante Schallschutzwand. Der Verkehrs-Staatssekretär verspricht die Prüfung alternativer Methoden.

Berlin - Die Anwohner am S-Bahnhof Nikolassee schöpfen Hoffnung, dass ihnen eine sechs Meter hohe und fast 500 Meter lange Lärmschutzwand entlang der Bahntrasse erspart bleibt. Bei einer Versammlung am Donnerstagabend sicherte ihnen der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, seine Unterstützung bei der Suche nach Alternativen zu. Zuvor hatten Bürger bereits an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) geschrieben, um die „Verschandelung“ ihres Ortsteils zu verhindern. Am 31. Mai werde sich auch der Stadtplanungsausschuss des Abgeordnetenhauses mit dem Thema beschäftigen, kündigte der CDU-Wahlkreisabgeordnete Michael Braun an.

Zur Diskussion hatten zwei Bürgerinitiativen und die CDU-Fraktion Steglitz-Zehlendorf eingeladen. Wie berichtet, will die Deutsche Bahn in Nikolassee Gleise und Brücken modernisieren und die Gleise dabei um 60 Zentimeter höher legen. Da es sich um Neubauten handelt, muss die Bahn das Bundesimmissionsschutzgesetz beachten, während für die alte Trasse noch kein Schallschutz vorgeschrieben ist. Laut Berechnungen der Bahn ist nach dem jetzigen Stand der Technik die Sechs-Meter-Wand nötig. Weil diese auf dem drei bis fünf Meter hohen Bahndamm geplant ist und noch ein maximal ein Meter hoher Sockel hinzukäme, würde das Bauwerk mehr als zehn Meter hoch wirken. Das verdeutlicht eine Simulation, die Architekten für die Bürgerinitiative Nikolassee erstellt haben.

Auch das Bezirksamt lehnt die Pläne ab: Das historische und teils denkmalgeschützte Ortsbild würde „in erheblichem Maße gestört“ und die Wohnqualität „stark in Mitleidenschaft gezogen“, hieß es vor kurzem in einer Stellungnahme. Sichtbezüge gingen verloren, und viele alte Bäume müssten gefällt werden. Ähnlich sieht es die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die Genehmigungsbehörde ist aber das Eisenbahnbundesamt.

Alternativen präsentierte jetzt Eberhard Hohnecker, Leiter der Abteilung Eisenbahnwesen am Karlsruher Institut für Technologie. Auf einer Teststrecke erprobt er etwa „elastische Zwischenlagen“ im Gleisbett und Mini-Lärmschutzwände, die den Schall so ablenken, dass ein ähnlicher Effekt wie mit einer großen Wand erzielt wird. Staatssekretär Ferlemann nimmt an, dass es bis 2011 die amtliche Zulassung für die neuen Methoden gibt. Bis dahin könne man den Einsatz nicht versprechen, sagten Enak Ferlemann und der CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann. Es bestehe sonst das Risiko, dass ein einzelner Anwohner den vollen Lärmschutz mit bisheriger Technik einklage. Deshalb habe auch die Bahn bislang kaum Handlungsspielraum. Staatssekretär Ferlemann machte deutlich, dass er die Bürgerproteste versteht: „Würde ich hier wohnen, würde ich mich auch aufregen.“

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