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Berlin: Land fehlt Geld für Jüdischen Friedhof

Für Unesco-Antrag muss Bestand gesichtet werden

Der Jüdische Friedhof Weißensee soll Unesco-Weltkulturerbe werden. Darin sind sich alle politischen Parteien und die Jüdische Gemeinde zu Berlin einig. Der rot-rote Senat hat sich sogar im Koalitionsvertrag dazu verpflichtet, die Initiative, den Friedhof in die Weltkulturerbeliste der Unesco aufzunehmen, zu unterstützen. Passiert ist allerdings bisher nicht viel. Ein Antrag an die Unesco wurde nicht gestellt. Monika Thamm, CDU-Abgeordnete im Abgeordnetenhaus, hat den Eindruck, „dass das nur so am Rande mitläuft, da kümmert sich keiner richtig“.

Den Eindruck hat sie gewonnen, nachdem sie vor kurzem eine parlamentarische Anfrage zu diesem Thema an den Senat stellte und von Kulturstaatssekretär André Schmitz „nur lapidare Antworten“ bekommen habe, wie Thamm sagt. Besonders die Antwort auf die Frage, in welchem Rhythmus die Roundtablegespräche liefen zur Vorbereitung, den Friedhof als Weltkulturerbe von der Unesco anerkennen zu lassen, befriedigten die CDU-Abgeordnete nicht. Schmitz schrieb: „Die Gespräche finden in unregelmäßigen Abständen statt.“

Die Kulturverwaltung wies den Vorwurf der CDU zurück: „Für uns ist das nach wie vor ein wichtiges Projekt.“ Man sei auch nicht untätig. Um einen Antrag an die Unesco stellen zu können, müssten aber zunächst die mehr als 100 000 Gräber des europaweit größten europäischen Friedhofs registriert, fotografiert und inventarisiert werden. Für diese „langwierige wissenschaftliche Aufgabe“ habe man die Technische Universität gewonnen, die ein Pilotprojekt zur systematischen Erforschung der Grabstellen starten wolle. „Jetzt gilt es, die Finanzierung dafür zu sichern“, sagte Diedrich Wulfert, Sprecher der Kulturverwaltung. Und dass sich der runde Tisch in „unregelmäßigen Abständen“ treffe, bedeute nicht, dass das Thema unwichtig sei, sondern dass man sich nur dann treffe, wenn es einen konkreten Anlass gebe.

Die Deutsche Unesco-Kommission hatte schon vor zwei Jahren die Hoffnungen gedämpft, der Friedhof könne schnell in die Weltkulturerbeliste aufgenommen werden und einen Zeitraum von 16 Jahren in Aussicht gestellt.

Für Restaurierungsarbeiten auf dem Friedhof Weißensee hat der Bund vergangenes Jahr 35 000 Euro gegeben, das Land Berlin 20 000 Euro und der Friedhof selbst 6000 Euro. Außerdem stehen jährlich 580 000 Euro aus einem Bund-Länder-Programm zur Verfügung. 2007 stellt der Bund 100 000 Euro für Weißensee zur Verfügung, Berlin 15 000 Euro, der Friedhof 8000 Euro. Nach Berechnungen der Friedhofsverwaltung würde die Sanierung des 42 Hektar großen Areals zwanzig Millionen Euro kosten. clk

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