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Landesbetriebe: Auch BSR und BVG kaufen Ökostrom

Landesbetriebe stellen teilweise auf klimafreundliche Energie um. Grüne kritisieren: Berlin hat unabhängige Anbieter benachteiligt.

Der Berliner Stromkauf für die nächsten drei Jahre dürfte eine der größten Ökostrom-Bestellungen in ganz Europa sein. Wie berichtet, soll Vattenfall den Zuschlag für die Versorgung aller öffentlichen Einrichtungen mit klimafreundlicher Energie erhalten. Und wie es aussieht, steigt bald ein weiterer Großkunde auf Ökostrom um: Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) haben ihren Bedarf von 18,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr ebenfalls ausgeschrieben – und zwar so, dass Ökostrom bis zu fünf Prozent teurer sein darf als konventionell erzeugter. Für diesen Aufpreis dürfte die klimafreundliche Energie allemal zu bekommen sein: Bei früheren öffentlichen Ausschreibungen lagen die Aufpreise teilweise bei knapp zwei Prozent. Nach Auskunft von BSR-Sprecherin Sabine Thümler soll der Zuschlag demnächst erteilt werden. Zurzeit beziehe das Landesunternehmen einen Strommix von Vattenfall.

Was die BSR gerade einfädelt, hat die BVG schon teilweise umgesetzt: „Wir kaufen zu 90 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft“, sagt Unternehmenssprecherin Petra Reetz. Die BVG teile ihre Strombestellungen allerdings in zahlreiche Lose auf: „Das streut, und wir wechseln auch immer wieder die Anbieter.“ Wegen ihres riesigen Bedarfs und dank der Fähigkeit von Bahnen, beim Bremsen gewonnenen Strom ins Netz einzuspeisen, handele die BVG auch selbst an der zentralen Strombörse. Eingekauft würden 430 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.

Damit braucht die BVG fast halb so viel Strom wie das Land, das 915 Millionen Kilowattstunden ausgeschrieben hat. Tilmann Heuser, Landesgeschäftsführer des Umweltverbandes BUND, sprach am Mittwoch von einem „Meilenstein für den Klimaschutz“. Grünen-Energieexperte Michael Schäfer lobte die Berliner Ausschreibung zwar ebenfalls, aber er bedauerte, dass kein von den Großkonzernen unabhängiger Ökostrom-Anbieter zum Zuge kommen konnte.

Das Hamburger Unternehmen Lichtblick, mit einer halben Million Kunden nach eigenen Angaben der Marktführer bei den reinen Öko-Anbietern, hatte sich ebenfalls auf die Berliner Ausschreibung beworben und bestätigt Schäfers Kritik: „Die Struktur der Ausschreibung war auf Anbieter mit großer Portokasse zugeschnitten“, sagt Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth. Gemeint ist eine noch ungewisse Gesetzesänderung, die einen Teil des Stroms für den Lieferanten verteuern könnte. Dieses Risiko wollte das Land nicht selbst übernehmen. „Also haben wir es einpreisen müssen und entsprechend konservativ kalkuliert“, heißt es bei Lichtblick. Anfechten wolle man den Zuschlag für Vattenfall aber nicht.

Real wird der bestellte Ökostrom allerdings immer nur zugekauft. Die hier verbrauchte Energie stammt so oder so aus den heimischen Kraftwerken, wo Vattenfall sie in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erzeugt. Das Kürzel steht für die Nutzung der bei der Stromproduktion ohnehin entstehenden Hitze als Fernwärme. Unter Regie der Berliner Energieagentur wurde im vergangenen Jahr groß für diese ressourcenschonende Technik geworben. Jetzt wurde diese Initiative vom Europäischen KWK-Dachverband in Brüssel ausgezeichnet.

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