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Berlin: Landesentwicklungsgesellschaft Brandenburg plant Tagungszentrum einer Bank

Die schier unendliche Geschichte um den Verkauf von Gut und Dorf Liebenberg, 50 Kilometer nördlich Berlins gelegen, hat nach vielen vergeblichen Anläufen gestern doch einen vorläufigen Abschluss gefunden. Neuer Eigentümer der 1400 Hektar großen Immobilie wird die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Brandenburg.

Die schier unendliche Geschichte um den Verkauf von Gut und Dorf Liebenberg, 50 Kilometer nördlich Berlins gelegen, hat nach vielen vergeblichen Anläufen gestern doch einen vorläufigen Abschluss gefunden. Neuer Eigentümer der 1400 Hektar großen Immobilie wird die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Brandenburg. Das entschied die Unabhängige Kommission Parteivermögen.

Liebenberg war nach der Wende in deren Obhut gelangt, da das Gut seit 1947 zum Vermögen der SED gezählt hatte. Die sowjetische Militäradministration hatte nach Kriegsende die Liebenberger Grafen Philipp zu Eulenburg und Hertefeld enteignet und das Gut der Einheitspartei überlassen. Die richtete in dem nach außen abgeschirmten Gelände eine Versuchsstation ein. Sogar eine Kirche konnte die Partei plötzlich zu ihrem Besitz zählen. Das etwas entferntere Liebenberger Seeschloss wurde zum komfortablen Gästehaus.

Die LEG will nach eigenem Bekunden die Immobilien schrittweise sanieren. Mieter könnten ihre Wohnungen kaufen. Falls ihnen dafür das Geld fehle, stehe ihnen auf jeden Fall lebenslanges Wohnrecht zu, hieß es von der Gesellschaft. Das Investitionsvolumen einschließlich des Kaufpreises wurde gestern auf rund 30 Millionen Mark geschätzt. Vor drei Jahren war der Kaufpreis noch mit rund 80 Millionen Mark gehandelt worden. Doch eine Reihe von Wohnungen sind bereits verkauft worden.

Die LEG plant die Einrichtung eines Schulungs- und Tagungszentrums für die Deutsche Kreditbank. Diese hält 50 Prozent der Anteile an der Tochtergesellschaft LEG Wohnen. Die Sanierung wird bis zu fünf Jahren dauern. In nächster Zeit erhalten die Einwohner Fragebögen über einzelne Vorschläge. Spätestens zu Ostern 2000 soll ein Renovierungsplan vorliegen.

In die Schlagzeilen war das kleine Dorf mit rund 350 Einwohnern vor fast genau drei Jahren geraten. Damals lasen die Einwohner völlig überraschend vom bevorstehenden Verkauf des Ortes. Die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) hatte als Nachfolgerin der Treuhand Dorf, Gut und Seeschloss in deutschen und überregionalen Blättern angeboten. Die Einwohner waren zuvor nicht befragt worden - so wie in den vier Jahrzehnten zuvor. Bürgermeister, Amtsdirektor und Landrat reagierten auf den Aufschrei der Liebenberger mit einer Kommission, die nach Interessenten Ausschau halten wollte. Sie meldete dann auch rasch mögliche Käufer, zu denen eine Berliner Unternehmergruppe, ein österreichischer Landwirt, ein Lebensmittelhersteller sowie der Landkreis Oberhavel selbst zählte. Doch alle Geschäfte platzten. Im Oktober 1998 warfen sich BvS und Berliner Investoren gegenseitig vor, sich nicht an Absprachen gehalten zu haben.

Die Menschen in Liebenberg hoffen jetzt auf ein wirkliches Ende des Tauziehens um ihr Dorf. "Zehn Jahre nach der Wende erhalten Einwohner und Nutzer endlich Gewissheit über die Perspektive", sagte Oberhavel-Landrat Karl-Heinz Schröter (SPD). Liebenberg müsse wieder zu dem entwickelt werden, was es einmal war - ein Kleinod im Norden des Landkreises, ein lebenswerter Wohn- und Arbeitsort und künftig auch eine Besucherattraktion.

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