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Berliner Schulmodell: CDU will ein Konjunkturprogramm für die Köpfe

Für das Schulmodell der Berliner Union gab es auf der Regionalkonferenz viel Zustimmung – die Frage nach der Finanzierung der Pläne blieb aber offen.

Das Berliner Schulmodell der CDU dürfte das Land viele zig Millionen Euro kosten – diese Ahnung teilten wohl alle, die am Montagabend die Vorschläge der CDU-Bildungspolitiker diskutierten. Der neue Landes- und Fraktionschef Frank Henkel hatte seine Parteifreunde zur Regionalkonferenz geladen. Knapp 200 Leute waren ins Reinickendorfer Rathaus gekommen, um über die am Montag vorgestellten Schulreformpläne zu diskutieren – Bildungspolitiker, Lehrer, Erzieher, Schulleiter. Eines überraschte die Erfinder des Reformkonzepts: Nicht einer aus dem Publikum wetterte gegen den Vorschlag, die Hauptschule aufzugeben.

Die CDU will, dass große Schulstandorte eigenständige Bildungsgänge anbieten. Die sollen an die bisherigen Schularten angelehnt sein, doch „absolute Durchlässigkeit“ zwischen den Bildungsgängen bieten. Das Wechseln soll leichter werden. Darüber hinaus sollen alle Schülern Bildungsgarantien bekommen, wenn sie mitziehen und sich fördern lassen. Diese Grundzüge des Reformkonzepts kamen bei den schulpolitisch interessierten CDU-Mitgliedern erstaunlich gut an. Was an ihren Erfahrungen mit dem Berliner Schulalltag zu tun haben dürfte.

Eine Gymnasiastin und ein Gesamtschüler stellten dem Publikum zur Einstimmung in den Abend ihren Schulalltag dar. Es ist auch am Gymnasium ein Alltag voller Mängel. Dass Steven von einer Neuköllner Gesamtschule serienweise Stundenausfall monierte, überraschte wohl niemanden. Bei einem Freund seien in einer Woche zehn von dreißig Stunden ausgefallen. Ein schulnahe Sporthalle gebe es nicht, dafür aber „unmotivierte Lehrer“. Ein Grundriss seiner Schule sei schon in dem Computer-Killerspiel „Egoshooter“ aufgetaucht.

Sabina, Schülerin an einem Reinickendorfer Gymnasium, erzählte vom Wechsel der Englischlehrer – drei im Schuljahr – und dem Mangel an Overhead-Projektoren. Nach sechs Monaten in den Vereinigten Staaten wisse sie, wie dort Schüler gefördert würden, die Nachhilfe brauchen: durch Fachlehrer, die an zwei Nachmittagen pro Woche helfen.

Mehr und jüngere Lehrer, bessere Bezahlung, mehr und besser ausgebildete Erzieher für die Kindertagesstätten, Sprachförderung für Kindergartenkinder, besser ausgestattete Schulen – diese Forderungen waren im Lauf eines langen Abends immer wieder zu hören. „Wir brauchen ein Konjunkturprogramm für die Köpfe“, sagte Stefan Schlede, ehemaliger Bildungsstadtrat aus Steglitz-Zehlendorf. Und längst – auch das verband die CDU-Bildungspolitiker – sind es nicht mehr allein die Kinder und Jugendlichen aus ungebildeten Einwandererfamilien, deren Schulprobleme behoben werden müssen, wenn nicht weiter generationsweise Transferleistungsempfänger herangezogen werden sollen. Sprachdefizite haben auch viele Kinder aus einheimischen Familien – weil zu Hause kaum mit ihnen gesprochen wird. CDU-Landeschef Henkel hatte seinen Parteifreunden einen „modernen, bürgerlichen Gegenentwurf zur desaströsen rot-roten Bildungspolitik“ versprochen. Der Entwurf kam gut an. Nun muss Henkel sagen, woher das Geld kommen soll. wvb.

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