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Drogen: CDU fordert Alkoholverbot auf Straßen

Fast täglich werden betrunkene Kinder und Jugendliche aufgegriffen. Die Berliner CDU will den Konsum unter freiem Himmel nun generell untersagen.

Am vergangenen Wochenende waren es neun Jugendliche und ein Kind, die schwer betrunken von der Polizei aufgelesen wurden. In der Nacht zu Montag mussten drei 14 und 15 Jahre alte Mädchen sowie eine 13-Jährige in ein Krankenhaus gebracht werden: Nach einem gemeinsamen Trinkgelage waren sie kaum noch ansprechbar. Angesichts der drastischen Zunahme von Alkoholmissbrauch unter Kindern und Jugendlichen wird nun auch in Berlin über ein Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen diskutiert.

So fordert der CDU-Innenexperte Frank Henkel „ein generelles Alkoholverbot auf Straßen, Plätzen und im öffentlichen Nahverkehr“. Schließlich hätten auch Erwachsene eine Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche. Allerdings betont Henkel, dass „das beste Verbot nichts nützt, wenn es wegen Personalmangels bei der Polizei und bei den Ordnungsämtern nicht durchgesetzt werden kann“. Doch gar nichts zu tun und nur zuzusehen, hält er für falsch. Im Zeitraum von April 2007 bis heute wurden knapp 700 alkoholisierte Jugendliche und Kinder von der Polizei registriert. Bereits vor drei Jahren hatte der Bezirk Spandau versucht, ein Alkoholverbot in der Altstadt durchzusetzen. Doch weil dessen Einhaltung kaum kontrolliert wurde, entfernte man die Verbotsschilder nach wenigen Monaten wieder.

Andere Städte in Deutschland haben kürzlich auf den ausufernden Alkoholkonsum reagiert. So wurde seit Januar das Freiburger Kneipenviertel teilweise „trockengelegt“: Freitags und am Wochenende ist es zwischen 22 und sechs Uhr verboten, auf offener Straße Alkohol zu trinken. Ende Juli soll überprüft werden, was das Verbot gebracht hat. In Magdeburg darf seit Februar rund um den Hasselbachplatz zwischen 18 und sechs Uhr auf offener Straße kein Alkohol mehr konsumiert werden. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, begrüßt dies. „Es ist ein Ansatz, um Kriminalität einzudämmen und Menschen zu schützen“, sagt er. Allerdings meint er auch, dass es in Berlin schwierig würde, ein solches Verbot zu kontrollieren. Ähnlich sieht es Berlins Drogenbeauftragte, Christine Köhler-Azara. „Wenn die Ordnungsämter in der Lage wären, ein Trinkverbot zu kontrollieren, hielte ich dies für sinnvoll“, sagt sie. Allerdings sei Berlin allein wegen seiner Größe nicht mit Städten wie Freiburg oder Magdeburg zu vergleichen. Köhler-Azara hält es für sinnvoller, dem Problem „gesamtgesellschaftlich“ zu begegnen. Hier seien Eltern, Erzieher oder auch Sporttrainer als Vorbilder gefragt, „die Grenzen aufzeigen und auch über die Gefahren aufklären“. Sie sieht auch ein Problem darin, dass Alkohol in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern „viel billiger und fast überall verfügbar ist“. Häufig sind es die Spätkaufläden oder Tankstellen, in denen sich Jugendliche und Heranwachsende mit Schnaps und Bier für ihre Zechgelage versorgen. Es sei „eine Überlegung wert“, hier den Alkoholverkauf in Abend- und Nachtstunden zu verbieten, so die Drogenbeauftragte. „Wir können als Land Berlin keiner Tankstelle verbieten, Alkohol zu verkaufen“, entgegnet die Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit. „Das müsste auf Bundesebene geschehen.“

Trotz der Debatte um ein Trinkverbot, sieht die Innenverwaltung keinen Grund zum Handeln. „Wir sehen unsere Aufgabe in der Verstärkung des Jugendschutzes“, sagt Sprecherin Nicola Rothermel. So werde die Anzahl der Mitarbeiter in den Ordnungsämtern in den nächsten Monaten um 88 erhöht. Derzeit haben aber die Bezirke große Schwierigkeiten, geeignetes Personal aus dem Stellenpool des Senats dafür zu finden.

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